Full text: [Teil 2 (4. und. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 (4. und. Schuljahr, [Schülerband])

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könnte das Kriegsvolk ein besonderes Buge haben und Büchsen daraus 
gießen wollen. So wurden sie denn nach langem Katschlagen eins, die Glocke 
bis zu Ende des Krieges in den See zu versenken und sie, wenn der Feind 
abgezogen wäre, wieder herauszuziehen und auszuhängen. 
Sie bestiegen also ein Schiff und fuhren mit der Glocke auf den See. 
Bls sie aber die Glocke hineinwerfen wollten, da fiel es einem unter ihnen 
ein: wie sie den Grt denn auch wieder finden könnten, wo sie die Glocke 
ausgeworfen hätten? „Da laß dir keine grauen haare darüber wachsen," 
sagte der Schultheiß und schnitt mit dem Messer einen Kerf in das Schiff, 
an dem Grt, wo sie die Glocke in den See oerfenftcn; „hier, bei dem 
Schnitt," sprach er, „wollen wir sie wieder erkennen." So ward die Glocke 
hinausgeworfen und versenkt. Sange nachher, als der Krieg vorüber war, 
fuhren sie wieder auf den See, ihre Glocke zu holen. Den Kersschnitt an 
dem Schiffe fanden sie richtig wieder, aber den Grt, wo die Glocke war, 
zeigte er ihnen nicht an. So mangelten sie fortan ihrer guten Glocke. 
4. was es mit den Schildbürgern für ein Ende nahm. 
Der Krieg war glücklich vorüber,- aber die Stunde der Schildbürger 
hatte geschlagen, obwohl sie keine Glocke mehr besaßen. Sn ihrem Flecken 
gab es nämlich keine Katzen, wohl aber so viele Mäuse, daß vor ihnen auch 
im Brotkorbe nichts sicher war. Da begab es sich, daß ein fremder Wanders¬ 
mann durch ihr Dorf zog; der trug eine Katze auf dem Brm und kehrte bei 
dem Wirt ein. Der Wirt fragte ihn, was doch dieses für ein Tier sei. Er 
sprach, es sei ein Maushund. Nun ließ er die Katze laufen; und diese er¬ 
legte vor den Bugen des Wirts nicht wenig der Mäuse, die auf Tischen 
und Bänken herumliefen. Bls der Gemeinde dies durch den Wirt ange¬ 
kündigt wurde, fragten die Schildbürger den Mann, ob ihm der Maushund 
feil wäre. Er forderte hundert Gulden dafür. Die Bauern waren froh, 
daß er nicht mehr verlangt hatte, und wurden mit ihm des Kaufes eins in 
der Brt, daß sie ihm die Hälfte der Summe bar darlegen sollten, das 
übrige Geld sollte er nach verfluß eines halben Jahres abholen. Der 
Kauf ward eingeschlagen,- der Fremde trug den Schildbürgern den Maus¬ 
hund in ihre Burg, in der sie ihr Getreide liegen hatten, und wo es auch 
am meisten Mäuse gab. Darauf zog er eilends mit dem Gelde toeg; er 
fürchtete, der Kauf möchte sie gereuen, und sie möchten ihm das Geld 
wieder abnehmen. Im Gehen aber sah er oft hinter sich, ob ihm nicht 
jemand nacheile. 
Nun hatten die Bauern vergessen zu fragen, was der Maushund esse. 
Darum schickten sie dem Wandersmann in Eile einen nach, der ihn deshalb 
fragen sollte. Bls nun der mit dem Gelde sah, daß ihm jemand nachlaufe, 
eilte er nur desto mehr. Der Bauer aber rief ihm von ferne zu: „was isset 
er? was isset er?" Jener antwortete: „wie man's beut! wie man's beut!" 
Der Bauer aber verstand: „Vieh unb 5eut'! Vieh und Leut'!" Er kehrte in
	        
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