108
Da der Maulwurf die schädlichen Würmer und Käferlarven
vertilgt, bringt er dem Bauersmann großen Nutzen; denn jene
benagen die Wurzeln der Gräser und Kräuter und verderben da¬
durch die Wiese.
Nun sollte man meinen, der Landmann werde dem Maul¬
wurf dankbar dafür fein und ihm wenigstens gegen jedermann
eine Lobrede halten; — aber was geschieht? Statt dessen schimpft
er auf den fleißigen Maulwurf, weil dieser Erdhaufen aufstößt
und dadurch dem Bauern etwas Mühe macht, sie wieder auseinander
zu Harken (zu rechen). Er läßt den Maulwurfsjäger kommen und im
Haupteingang des Maulwurfs eine Drahtschlinge ausstellen,
gleich einem Schnellgalgen. Zum Dank für seine Dienste stellt
er ihm nach dem Leben. Wenn das arme Tier nicht sehr vor¬
sichtig ist, wird es in der Schlinge gefangen und kommt um wie
ein Räuber und Dieb.
Was thut nun aber der Maulwurf? Er sagt nicht: „Der
Bauer nennt mich einen Wiesenverderber, er verleumdet und ver¬
folgt mich, — ich will mich dafür rächen und ihm seine Wiesen
verderben lassen. Alle Welt nennt mich schlecht und behandelt >
mich wie einen Verbrecher; so will ich's nun auch sein und allen
möglichst viel schaden." - So macht's der Maulwurf nicht! Erarbeitet
unverdrossen in alter, gewohnter Weise weiter und wird nicht schlechter,
weil die Leute ihn ein schlechtes Geschöpf nennen und als solches
behandeln. Er bleibt bis an sein Ende ein braver, fleißiger
Maulwurf, der für andere nur Gutes schafft, wenn er auch nur
schlechten Dank dafür hat.
Hermann Wagner.
94. Der Wohlthäter.
Lin Selbstgespräch.
Gevatter drosch, was fallt euch ein?
Ihr scheint mir nicht recht wohl zu sein!
He, feister Lreund, ist er denn taub?
Ist er denn närrisch, mit Verlaub?
Nein, alles Rütteln ist vergebens;
Der Sreund ist tot, kein Zweifel mehr.