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Dann mußte er die Schiffe und Nachen treiben, daß sie mit
stolz geblähten Segeln wie riesengroße Schwäne durch die Fluten
glitten, und wenn er leise durch die Wipfel der Bäume strich,
klang es wie Gesang.
„Nun haltet euch fest," sagte der Wind zu Sepp und Gertl;
„denn jetzt geht es nach oben!" Damit stürmte er gen Himmel,
daß den beiden Kindern fast der Atem verging. Dort oben se¬
gelten in der klaren, blauen Lust vereinzelte Wölkchen dahin.
Der Wind sammelte sie und trieb sie vor sich her, immer weiter
und weiter. Wo ihnen ein Wölkchen begegnete, wurde es auf¬
genommen, bis schließlich eine riesengroße, dunkle Wolkenwand
am Himmel stand.
„Nun paßt auf!" sagte der Wind. „Dort unten auf der
Erde ist es glühendheiß. Seht ihr, wie die Blumen halbver-
ichmachtet ihre Köpfchen neigen, wie die Bäume das Laub
senken? Menschen und Tiere mögen sich nicht bewegen; denn es
hat tagelang nicht geregnet. Alles ist dem Verdorren nahe, und
schlechte Dünste haben sich gesammelt. Dann schickt der liebe
Gott den Wind und das Gewitter, damit sie die Luft reinigen."
Der Wind nahm alle Kraft zusammen und blies gegen die
Wolkenwand, daß sie pfeilschnell am Himmel heraufzog; dann
stürmte er zur Erde und schüttelte die Bäume, als wenn sie zer¬
brechen sollten. Er wühlte den Staub auf, daß er wie eine große
Wolke emporstieg, und daß es dunkel wurde, als sei es Abend. Ängst¬
lich verbargen sich alle Tiere, und die Menschen eilten in die
Häuser. Dann fuhren zackige Blitze mit grellem, blendendem Glanz
durch die Wolken, und der Donner krachte betäubend. Nun
i^gte der Wind wieder empor, riß und zerrte am Gewölk, bis
Ströme von Regen hinabstürzten und die Erde erquickten.
„So, nun ist alles erfrischt!" sagte der Wind imd trieb die
Wolken fort, daß sie noch anderswo Segen brächten. Und er
hatte recht. Die Bäume, die Sträucher und das Gras sahen
uoch einmal so grün aus; aller Staub war verschwunden, und
Menschen und Tiere atmeten mit Wonne die reine Lust. Die Vögel
kamen aus ihren Verstecken und sangen ein fröhliches Lied. Überall,
an jedem Blatt, an jeder Blume und an allen Halmen hingen noch
Regentropfen; die glänzten in der Sonne wie tausend Diamanten.