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angenommen als des Königs reichen Schatz. Und der König begabte
die arme Frau reichlich und nahm sich die Strafe seiner Eitelkeit
Wohl zu Herzen.
Ludwig Bechstein.
230. Mittwoch nachmittag.
Fridericus Rex,*) der grosse Held,
Kam siegreich aus dem Kriegesfeld,
Und wenn er durch die Strassen ritt,
So liefen alle Kinder mit.
Sie stellten sich wohl auf die Zeh’n,
Den lieben Vater Fritz zu seh’n;
Sie fassten ihn an Pferd und Rock ;
Doch Vater Fritz erhob den Stock
Und sagte lächelnd : „Habet acht,
Dass ihr mein Pferd nicht böse macht!"
Doch einst ein wilder Knabenschwarm
Den Kopf ihm machte gar zu warm ;
Da hat er böse drein geseh’n :
„Wollt ihr wohl gleich zur Schule geh’n!“
Da sprach ein dicker Bube : „Ach,
Heut ist ja Mittwoch nachmittag!“
Der ganze Chor siel jubelnd ein :
„Der alte Fritz will König sein
Und weiss nicht mal, dass dieser Frist
Des Mittwochs keine Schule ist!“
Der König stille vor sich lacht
Und hat in seinem Sinn gedacht:
Wie reich bist, liebe Einfalt, du !
Ich aller Mann hab’ keine Ruh’ ;
Des Morgens ruft mich Sorge wach,
Es drückt mich Müh’ den ganzen Tag,
Dass meine Kinder, gross und klein,
Sich ihrer Feierstunde freu’n. —
Gewiss so hat der Held gedacht.
Er hat sein Denken wahr gemacht;
*) König Friedrich der Große von Preußen, auch „der alte Fritz“ genannt.