Full text: Lesebuch für unterfränkische Sonntagsschulen

114— 
von einer heilenden Wunde nicht entfernt oder etwa gar mit den Finger— 
nägeln weggekratzt werden. 
Schnitt verletzungen an der Hand soll der Arzt sehen um zu ent— 
scheiden, ob keine Sehne durchtrennt ist. Verwundete Körperteile verlangen 
Ruhe und Schonung. Wenn eine kleinere Wunde am Tag nach der Ver— 
letzung oder später schmerzt, wenn die Umgebung der Wunde heiß, geschwellt 
und gerötet ist, wenn es in der Wunde klopft und tobt, dann ist sie ge— 
fährlich verunreinigt und verlangt rasche ärztliche Hilfe. 
Blutungen aus größeren Wunden muß man, schon ehe der Arzt 
eingreift, zu stillen suchen. Der blutende Arm oder Fuß wird in die Höhe 
gehalten und die Wunde fest mit reinen Wäschestücken umwickelt; hilft dies 
nicht, so umschnürt man das betreffende Bein oder den Arm oberhalb der 
Wunde, das heißt näher dem Herzen, mit einem Hosenträger oder einem 
Tuch, das mit einem Schlüssel oder dergleichen zu einem Knebel zusammen— 
gedreht wird. Die Abschnürung darf nicht länger als zwei Stunden an der— 
selben Stelle liegen bleiben. 
Bißwunden von Giftschlangen saugt man sofort aus und schnürt 
ebenfalls das Blut oberhalb der Wunde ab. Blutende Wunden am Kopf 
werden mit reiner Leinwand fest gegen den Knochen angedrückt. 
Nach Insektenstichen zeigt sich oft rasch eine beträchtliche Schwel— 
lung, die durch Eisumschläge und kühle, feuchte Verbände bekämpft wird. 
Auf den frischen Mückenstich träufelt man womöglich einen Tropfen Salmiak. 
Bißwunden von Hunden, Pferden sind verunreinigt, gequetscht und 
zerrissen, eitern gern und werden am besten feucht verbunden. Brand— 
wunden versieht man mit einem Notverband aus ölgetränkter, reiner Lein— 
wand. Kleine, schmale Messerst ich wunden können sehr tief sein und durch 
Verletzung tiefliegender Organe, besonders am Rumpf, gefährlich werden, 
müssen also genau ärztlich untersucht werden. 
Bei Verletzungen durch stumpfe Gewalt (Fall, Schlag, Stoß) ent— 
stehen unter der Haut Blutergüsse und Schwellungen, die durch feuchte, kalte 
Umschläge und, soweit es die Schmerzhaftigkeit erlaubt, etwas straff an— 
gelegte Verbände zu behandeln sind. Bei heftigem Stoß eines stumpfen 
Gegenstandes (Hufschlag, Deichselstoß) gegen den Bauch können innere 
Organe zerreißen, ohne daß eine äußere Verletzung sichtbar wird. Der Ver— 
letzte muß ruhig hingelegt und schonend in ein Krankenhaus verbracht 
werden. 
Vermutet man eine Gelenkverrenkung oder einen Knochenbruch, 
so ist die Einrichtung einer berufenen, kundigen Hand zu überlassen, da man 
sonst leicht den Schaden noch verschlimmern kann. Kleidungsstücke müssen 
vorsichtig ausgezogen oder an der Naht aufgetrennt, Arm oder Bein mit 
Stöcken, Latten und dergleichen geschient werden, d h. diese Gegenstände sind 
so am verletzten Bein oder Arm zu befestigen, daß die verletzten Knochen sich 
nicht mehr viel verschieben können. Beim Transport sind Erschütterungen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.