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dieser Haufe war der größere. Zeus durchschaute in seiner Weisheit
alsbald den Betrug, aber er ließ es sich nicht merken, sondern sprach
zu Prometheus: „Freund, wie ungleich hast du die Teile gemacht!“
Prometheus glaubte jetzt erst recht, daß seine List gelungen sen, lächelte
bei sich selbst und sprach: „Erhabener Zeus, größter der ewigen Götter,
wähle den Teil, den dir dein Herz im Busen anrät zu wählen!“ Zeus
ergrimmte im Herzen; aber geflissentlich faßte er mit beiden Händen
das weiße Unschlitt. Als er es nun auseinander drückte und die bloßen
Knochen gewahrte, stellte er sich an, als entdecke er erst jetzt den Betrug,
und sprach zornig: „Ich sehe wohl, daß du die Kunst des Truges noch
nicht verlernt hast!“
Dafür beschloß Zeus sich zu rächen und versagte den Sterblichen
die letzte Gabe, deren sie zur vollendeten Gesittung bedurften, das Feuer.
Aber der schlaue Titane wußte auch hierfür Rat. Er nahm den langen
Stengel des markigen Riesenfenchels, näherte sich mit ihm dem vorüber—
fahrenden Sonnenwagen und setzte daran den Stengel in glimmenden
Brand. Mit diesem Feuerzunder kam er zurück auf die Erde, und bald
loderte der erste Holzstoß zum Himmel empor.
Zeus, den diese neue Überlistung im Herzen verdroß, ersann ein
anderes Mittel. Er ließ alsbald von dem kunstfertigen Hephästos das
Bild einer schönen Jungfrau verfertigen; Athene, die unterdes auf
Prometheus eifersüchtig geworden war, schmückte es mit einem kostbaren
Gewande, mit Schleier und Blumen; Aphrodite verlieh ihm Anmut und
Liebreiz, Hermes Klugheit und Sprache. Dann gab ihr Zeus ein
verschlossenes Gefäß in die Hände, das allerlei schlimme Gaben für die
Menschen enthielt, und schickte sie zu Epimetheus („Nachbedacht“), dem
Bruder des Prometheus.
Pandora, „die Allbeschenkte“, — so hieß die Jungfrau, weil alle
Götter sie beschenkt hatten — brachte dem arglosen Epimetheus das
Geschenk des Zeus. Zwar hatte Prometheus seinen Bruder eindringlich
gewarnt, je ein Geschenk von den Olympiern anzunehmen; aber die
Schönheit der Jungfrau bezauberte diesen so, daß er die Mahnung ver—
gaß und Pandora mit Freuden aufnahm. Kaum war sie angelangt, so
schlug sie den Deckel des Gefäßes zurück, und alsbald flog daraus eine
Schar von Übeln hervor, die sfich blitzschnell über die Erde verbreiteten.
Ein einziges Gut lag auf dem Grunde des Gefäßes, die Hoffnung; doch
ehe sie entflattern konnte, schlug Pandora den Deckel zu und verschloß
sie für immer. Seitdem aber erfüllte das Elend in allen Gestalten die
Erde: Krankheit und vorzeitiger Tod, Hunger und Not trübten das
bis dahin glückliche Leben der Menschen.
Darauf wandte Zeus seine Rache auch gegen Prometheus. Er ließ
ihn von Hephästus mit eisernen Ketten an eine Felswand des Kaukasus
schmieden, wo er ewig über einem schauderhaften Abgrund hängen sollte.