Full text: Lesebuch für unterfränkische Sonntagsschulen

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Und auch der andere des deutschen Dichter-Fürstenpaars, Schiller, 
hat dem Mainland ein liebevolles und ehrendes Wort gewidmet; unter 
seinen „deutschen Flüssen“ spricht der Main: 
„Meine Burgen zerfallen zwar, doch getröstet erblick' ich 
Seit Jahrhunderten noch immer das alte Geschlecht!“ 
Ja, unser Frankenvolk und insbesondere unsere Häcker, wie in Fran— 
ken die Winzer genannt werden, das ist ein wetterharter Volksschlag. Das 
übersprudelnd lustige, vielleicht auch manchmal etwas vorlaute Wesen der 
Bevölkerung in anderen Weinbaugegenden geht ihm wohl ab; er ist ernster 
und kühler; aber unter der rauhen Schale birgt sich ein guter Kern. Fester, 
ehrlicher Charakter, biederer Sinn und treue Anhänglichkeit an alte Sitte 
und erprobte Erfahrung, das sind des fränkischen Häckers treffliche Eigen⸗ 
schaften. Aus seinen von Sonnenbrand und Wetter gebräunten Zügen 
und aus dem lebhaften Auge spricht ein geweckter Geist. Selbstverständlich 
ist auch der Humor in fränkischen Weinorten stets zu finden. Wer die 
fränkischen Gaue durchreist, findet allüberall ein frohes Wort und einen 
herzlichen Willkommgruß. 
Und wer des Abends einkehrt, sei es in der bescheidenen Wirtschaft 
eines Häckerdorfes oder in dem sauberen und netten Gasthaus eines freund⸗ 
lichen fränkischen Städtchens oder endlich in Würzburgs weitberühmten 
und originellen Weinstuben — überall rücken die Anwesenden gerne und 
freundlich am blankgescheuerten Tisch zusammen und bieten dem Gast den 
Ehrenplatz. Und welcher Unterschied ist zwischen den Wirtschaften anderer 
Gegenden und den anheimelnden, trauten fränkischen Weinstuben! Hier 
stört kein häßlicher, übelriechender Tabaksqualm den Genuß: 
„Es it an alter Häkersbrauch, 
Beim Wein, da söllst kei' Pfeuff'n rauch'!“ 
Hier herrscht auch kein wüster Trubel, kein Schreien und Randa— 
lieren. Selbst in Würzburgs Weinstuben, wo doch ein lustiger, studentischer 
Ton durchdringt, ist von ärgerlichem Benehmen wohl nie die Rede. Behag— 
lich und in stiller Heiterkeit sizen Bürger und Bauer hinterm Schoppen— 
Aas und besprechen mit klarem Aug' und hellem Kopf, was im Land und 
Ort vorgeht, fröhliche Studenten stimmen ein flottes Chorlied an, die 
Gläser klingen mit hellem Ton zusammen. 
Dr. J. B. Kittel, „Das Buch vom Franlkenwein“. 
Lesebuch für unterfräntische Sonntagschulen 
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