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nung der Zündmittel als kräftige Sprengstoffe erkannt worden sind. So
sind in sonst friedlichen Industrien Stoffe in Tausenden von Kilogrammen
angefertigt worden, die nach den neueren Forschungen eine versteckte Spreng—
stoffnatur besitzen, deren Handhabung also nur mit Vorsichtsmaßregeln zu—
lässig erscheint. In vielen, früher in großen Mengen angefertigten Farb—
stoffen hat man gefährliche Sprengstoffe entdeckt, ja selbst in einem so un—
schuldigen Stoffe wie dem Ammoniaksalpeter hat man Neigung zur Explosion
gefunden.
Erst zu Ende des 18. Jahrhunderts begann die Alleinherrschaft des
Schwarzpulvers gefährdet zu werden, als ein französischer Gelehrter 1786
mit Hilfe des von ihm zuerst dargestellten Kaliumchlorals einen neuen Spreng—
stoff herzustellen unternahm. Wenn auch infolge der dabei eingetretenen heftigen
Explosionen diese Versuche scheiterten, so gaben sie doch den Anstoß zu weiteren
Arbeiten auf diesem Gebiet.
Etwa ums Jahr 1845 wurde durch Christian Friedrich Schönbein die
Nitrozellulose oder Schießbaumwolle und durch Ascanio Sobrero in
Turin das Nitroglyzerin hergestellt. Eine völlige Umwälzung in der
Sprengstofftechnik trat infolge dieser Erfindungen ein. Im Verlaufe der
nächsten Jahre waren Schönbein und Professor Böttcher rastlos an der
Arbeit ihre Erfindung auch geschäftlich auszunutzen. Doch stellten sich dem
manche Schwierigkeiten entgegen. So war z. B. eine einfache Zündung
der Schießbaumwolle durch eine Pulverzündschnur, wie sie beim Schwarz—
pulver ausreichte um es im Bohrloch mit voller Wirkung zur Explosion
zu bringen, nicht möglich, da sie in der Regel ohne Knall rasch abbrennt
Auch für das Nitroglyzerin fehlte über 20 Jahre lang trotz der erwiesenen,
furchtbaren Knallwirkung ein passendes Zündmittel um es technisch ver—
wenden zu können. Diese Schwierigkeit überwand Alfred Nobel, den seine
Überzeugung von dem Übergewicht dieses Sprengstoffes über alle anderen
zu den ausgedehntesten Arbeiten antrieb. Er ließ nicht nach, bis er die
Riesenkraft dieses Sprengstoffes für den Dienst der Menschheit gezähmt
hatte. Ein bewundernswertes Lebenswerk, wenn man sieht, wie trotz Mühe
und Gefahren, trotz der Nobel selbst hart treffenden Unglücksfälle von ihm
mit einzig dastehender Zähigkeit Schritt für Schritt anscheinend unüber—
windliche Schwierigkeiten gelöst werden! Er zeigte, daß man durch die im
Jahre 1800 von Howard hergestellten Knallsalze nicht nur zünden sondern
auch den durch einfache Zündung nicht zum Aufknallen kommenden Körper
sederzeit leicht und sicher dazu bringen kann. Außer dieser wichtigen Ent—
deckung gelang es ihm das sonst flüssige Nitroglyzerin durch Aufsaugen
n Kieselgur in feste Form zu bringen. Dieses Erzeugnis, unter dem Namen
Dynamit weit bekannt, wurde bald allerorten für bürgerliche wie mili—
ärische Zwecke verwendet. In der Bergbausprengtechnik zeigten sich aller—
dings gewisse Nachteile des Dynamits, indem Wasser das Nitroglyzerin aus
r Kieselgur verdrängte und so den Sprengstoff unwirksam machte. Auch
iesen Nachteil beseitigte Nobel. Durch Zusammenkneten von Kollodiumwolle
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