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hoch, daß der Ertragfähigkeit bald eine Grenze gezogen ist. Selbst
die entferntere Hälfte des Olpalmengebietes von Togo konnte vor der
Pertigstellung der Eisenbahn Lome- Palimé aus diesem Grunde noch
nicht ausgebeutet werden. Da der Neger ferner überhaupt nur einen
leinen Teil der Bestände aberntet und den Rest unbenutzt dem Ver-
derben anheimfallen läßbt, so stellen die aus dem Lande ausgeführten
Oölmengen nur einen geringen Teil der in Togo wirklieh vorhandenen
Vorräte dar. Wenn wir unter »PErschliebung« einer Kolonie nicht
nur ihren Besitz, sondern die vwirtschaftliche Herrschaft in ihr ver—
stehen, so war daher bisher noch Kein Drittel Togos richtig erschlossen.
Der Nutzen der am Geburtstage unseres Kaisers 1907 zugleich
mit einer Landesausstellung eröffneten Eisenbahn wird sich in erster
Linie in einer erhböhten Ausfuhr der Erzeugnisse der Olpalme zeigen.
Aber die Kolonie bietet noch andere Ausfuhrwerte, deren Ge—
wvinnung in noch höherem Mabe als bisher zu fördern zweckmäbig
erscheint. Wenn man die Umgegend der Lagunendörfer durchstreift,
s80 trifft man überall auf grobe Maisfelder. Mais gedeiht im Küsten
gebiet überall; dabei ist seine Beschaffenheit nach dem übereinstim-
menden Gutachten der Kaufleute der des amerikanischen mindestens
ebenbürtig und doch zeigten erst die letzten Jahre eine gröbere
Ausfuhr von Nais.
Ganz so bequem wie bei der Olpalme ist beim Mais allerdings
die Ernte für den Eingeborenen nicht; denn er mub das Land, auf
dem Mais wachsen soll, erst notdürftig säubern und ihn aussäen.
MBer ich bin der Ansicht, dab es ein leichtes sein würde den Neger
dahin zu bringen, anstatt nur für seinen Hausbedarf auch noch für
Verkaufszwecke anzubauen.
Ahnlich liegen die Verhältnisse bei der Erdnub, einer in Europa
wegen ihres Gehaltes an vorzüglichem Ole sehr begehrten Handels—
ware. Rine Tonne Erdnüsse steht auf dem heimischen Markte noch
wWeit höher im Preise als eine Tonne Palmkerne. Als Muster für ce
Ausbreitung der Erdnubkultur kann uns die französische Senegalküste
dĩenen, wo sich entlang der Küstenbahn die Eingeborenen sehr sehnell
dazu bereit gefunden haben grobe Flächen mit Erdnüssen zu bebauen,
deren jührliche Ausfuhr einen Wert von 20 Millionen Franken erreicht
hat. Da die Erdnub gerade in sandigem Boden besonders gut gedeiht,
50 würde ihre Kultur in Togo da noch möglich sein, wo Olpalme und
Mais nieht in Frage kommen.
Ein ebenfalls sehr wertvolles Handelserzeugnis von Togo ist der
Gummi. Wegen seines hohen Marktwertes verträgt er bereits jetzt
die Kosten der Versendung auch aus entfernteren Teilen des Landes.
Bei der Gummigewinnung tritt die Notwendigkeit einer Regelung und
Überwachung seiner Gewinnung durch die Regierung besonders deutlich
zutage. Uberläbt man die Gummigewinnung dem Gutdünken des