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und das parterre prangt in seltnem Zwiebelflor,
von Statuen schimmern die Rtteen;
um die Sirene buhlt im Mondenlicht der Born,
den ein Triton verspritzt aus krummem Muschelhorn.
Der Hof lustwandelt rings im laub'gen Schattenzelt
und harrt auf das Turnier, das heut' der Kurfürst hält;
denn heut': „O ciel! impertinence!
Ein deutscher Musikus stellt sich zum Waffengang
dem Meister aus Paris, dem Jean Louis Marchand;
Rpoll und Satyr! welche Chance!
Lin Wettspiel, wie's in Rom man weiland sehen möcht',
da Scherzes halb ein Zwerg mit einem Riesen focht."
„Pardonnez, Saint Thomas, du zweifeltest am Christ,
und unsren Zweifel regt doch nur dein Organist,
dein Tropf, dein Bach, dein Meister Bakel.
Arion, en chantant ses airs, marcha sur l'eau,
et Marchand marchera sur ce petit Ruisseau;
charmant Marchand! Charmant miracle !“
So scherzt Graf Schöppenstedt. Man preist sein Silbenspiel,
man applaudiert, man lacht sogar im Schnörkelstil.
Dicht an den Garten tritt die Schloßkapelle vor,
und sanfter Grgelton entströmt dem offnen Tor.
wie Lerchenlied im Morgengrauen:
Roch grüßt ihr Sang allein die schlafende Natur;
doch mählich regt es sich auf taubenetzter Flur,
und Rntwort tönen rings die Ruen.
Run stimmt das volle Werk in Jubelmelodein
wie der erwachte Wald mit tausend Liedern ein.
Vas wächst und schwillt und blüht wie freud'ge Frühlingsmacht,
das flutet und das wogt in lichter Zauberpracht,
als stürmten Geister an im Fluge,
als jagt' auf wolk'gem Roß daher die Windesbraut,
als schlüg ein Meer empor, und nun mit Donnerlaut
beginnt der Riesenschritt der Fuge;
Rkkord drängt an Rkkord in stolzen Harmonien
wie Heere, die hinaus ins Schlachtgetümmel ziehn.