H. Abscbn. B. 1648—1789 n.Chr. 2. Kap. Zeitalier Friedr. d. Gr. 185
cini. — Armide, Alcefte, Jphigenia in Tauris), der veredelnd auf
die französische und deutsche" dramatische Musik einwirkle, und durch
Mozart ich 1791. Für Prag componirt Figaro und Don Juan).
Eben so groß war Mozart auch in der höchsten Gattung selbststän¬
diger Instrumental-Musik, der Sy mph o nie, in welcher sein Vorbild
Joseph Haydn (f 1809) war, der auch für die Kirchenmusik uusterb-
sjche Meisterwerke schuf (Seine Oratorien „die Scköpfung' und
„die Jahreszeiten".). Zu der wundersamsten Höhe aber wurde die
Kunst" auf diesem Gebiete erhoben durch Ludwig van Beethoven
(Í 1829). -
Die deutsche Dichtkunst (vgl. §§. 95, 113 u. 122) war seit dem
dreißigjährigen Kriege in den tiefsten Verfall gerakhen. Wie Nachah¬
mung fremder Sprache, Silrx und Bildung immer mehr überhand nahm,
so ahmten jetzt auch die deutschen Dichter dieflateinischen Dichtungen des
16.Jahrh., so wie die französischen und italienischen Dichter sclavisch nach.
Eine widerliche Sprachmengerei wurde herrschend. Zum Schutze gegen
die der Sprache und Dichtkunst drohenden Gefahren bildeten sich nach
dem Muster der italienischen Akademien Gesellschaften. Die älteste war
die fruchtbringende Gesellschaft oder der Palmenorden, i. I. 1617 zu
Weimar gestiftet; daran schlossen sich die i. I. 1634 durch PH. v.
Zesen in Hamburg gegründete deutsch gesinnte Genossenschaft, der ge¬
krönte Blumcnorden oder die Gesellschaft der Pegniyschäfer, 1644
von Harsdörfer und Klai zu Nürnberg gestiftet, der i. I. 1656 von
Ioh. Nist gestiftete Schwanenorden an der Elbe u. a. — Einen
Fortschritt machte die deutsche Dichtkunst nur in Beziehung auf die
äußere Form. Rudolph Wekherlin, 1584 in Stuttgart geboren,
1651 in London gestorben, führte die Formen und Versmaße der Süd¬
länder ein (Alexandriner). Besonders einflußreich wurde Martin
Opitz von Boberfeld, 1597 zu Bunzlau geboren, 16.39 in Danzig
gestorben (sein Buch „von der deutschen Poelerei" 1624), an den sich
die erste schlesische Dichterschule anschloß. Zu derselben Dich-
tergruppe gehören Paul Flemming aus dem sächsischen Voigtlande
(1609— 1640), der Dramatiker Andreas Gryphius zu Groß-
glogau (1616—1664), der Epigrainmendichter Friedrich v. Logau,
1604 geb., f zu Liegnitz 1655. Als Satiriker istJoachim Rachel
zu nennen, geb. 1618, -s 1669 als Rector zu Schleswig; ebenso Hans
M i ch. M o schero sch, geb. 1600, -j-1669 auf einer Reise zu Worms.—
Unabhängig waren die Satiriker Ioh. Wilh. Laurcnberg in Rostock
(1591—1659) u Ioh. Balt asar Schuppius in Hamburg (1610—1661),
die Lyriker Friedrich vonSpee am Rhein, (1592—16.35; „Trutz-
nackligall"), der edle Bekämpfet der Hexenprozesse, und Angelus
Si lesius (Ioh. Scheffler, 1624-1677;' der „cherubinische Wan¬
dersmann"). In Preußen bildete sich, an Opitz sich anlehnend, zu
Königsberg ein Dichterkeis um Simon Dach (1605-1659; „Ann-
chen von Tharau"). Besonders zeichneten sich die Königsberger Dichter
auf dem Gebiete des geistlichen Liedes aus. Ueberhaupt offenbarte
sich in der geistlichen Dichtung noch längere Zeit die Tiefe und innige
Frömmigkeit des deutschen Gemüths und die Kraft und Schönheit
der deutschen Sprache, namentlich in den 120 Kirchenliedern Paul
Gerhards, 'des treuen Bekenners lutherischen Glaubens unter Kreuz
.und Verfolgung (geb. 1607, -j- 1676). Bei den späteren Dichtern
ging der Charakter des Kirchenliedes (das Bckenntniß) immer mehr
in den des geistlichen Liedes (die Betrachtung) über, und verlor sich
endlich in bloße Reimerei. — Roch tiefer sank die Dichtkunst durch
die zweite schlesisch e Dichterschu le, die in prunkvollem Schwulst
das Wesen der Poesie suchte. (Christian Hoffmann v. Hoff-
mannswaldau zu Breslau, 1618—1679; Daniel Caspar von