Full text: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen

76. Das Gewerbe im Altertum. 
Lederbereiter, Gerber, Schuster, Maurer, Zimmerleute, Schlosser und 
Sehmie, Tisehbler, Seiler, Riemer, Wagner und Schiffhauer. Besonders 
geschiekt waren die Steinmetzen, Erzarbeiter und Tõpfer. Griechenland 
Far reieh an herrlichem Marmor, an bildsamem Thon und aueh nicht 
rm an Metallen. Auch hier arbeitete man vorzugsweise in Bronze und 
certce e aus derselben niebht nur Waffen, Schmuck, Gefälse und Statuen, 
zond rn aueh sstühle und Bettgestelle. Aus Thon aber machte man Ge— 
fäs kKunstreichsten Formen. Die griechischen Tischler machten zier— 
li stelle zu Tischen, Sophas und Sitzen, aueh RKästen zur Auf— 
bewe ru g von Kleidern und Schmuck, sie fertigten Fourniere und ein— 
Wbheiten, vozu man auch fremde Hölzer namentlich Zedernhol— 
Jen. Man arbeitete in Buchsbaum, Cypresse, Esche, Birnbaum, Ahorn, 
Meint und Obaum und konnte die kostbaren fremden Hölzer, wie das 
Ebenl, aufs feinste zuschneiden, um damit die gemeinen einheimischen 
Hõlzer zu ũüberzieben. Uberhaupt wurden alle handwerklächen Gegen-— 
stande mit einem eigentümlichen Schönbeitssinne, wie er eben dem 
griechischen Volke angeboren war, und mit hoher Vollkommenheit ver— 
kertigt. Nie höchste Blüte dieser griechischen Gewerbthätigkeit war imn 
5. und 4. Jahrhundert vor Christus. 
Wenn es aber Griechenland zur höchsten Vollkommenheit in allen 
menschlichen Dingen gebracht hat, so Rom zum höchsten Reichtum, zur 
höchsten Pracht und Herrljehkeit. Rom vwar unter Augustus eine Stadt 
on 42 000 Hausern und fast anderthalb Millionen Einvwohnern, und in 
ihr, als der Beherrscherin und Hauptstadt der damaligen MWeoelt, ztrömten 
die Schatze aller Lander zusammen. Natürlich muss auch hier ein grofser 
und bedeuténder Handwerksstand vorhanden gewesen sein, aus dessen 
Handen und Werkstätten alles dies hervorgegangen ist. Zwar bestand 
aueh hĩer ein grossor Teil aus Sklaven, wie denn die vornehmen Bömer 
nur von solchen ihre Bedürfnisse sieh verfertigen lielsen, aber es varen 
aueh freie Bürger darunter. Schon von den äaltesten Zeiten an varen 
liese ia Zünfte geteilt, als in Goldarbeiter, Holzarbeiter, Farber, Leder- 
arbe Jerber, Eisenarbeiter, Töpfer und andere. Sie hatten lange Zeit 
mit atriziern zu kämpfen, weil ihnen diese nicht gleiche Bürger— 
reche „mräumen wollten; aber zuletzt trugen sie den sieg davon, und 
der Sebstand hatte, so lange venigstens Rom eine Republik war, in 
den entlichen Angelegenheiten ein grosßes Gewicht. Als nun in Rom 
ifolge seiner Welteroberung und Weltregierung ein ungeheurer Reichtum 
zusammenfloss, so mulste sieh natürlieh derselbe auch auf den Hand- 
Gerker- und Gewerbestand verteilen, und es gab Gewerbsleute, die s0 
reich waren, dass sie dem Volke öffentliche Spiele geben konnten, vwie 
man denn von einem solehen, Namens Cacilius Isidorus berichtet, dass er 
über 4000 8klaven besessen habe. Der Geschmack jedoch und die ganze 
Art, in der die römisehen Handwerker arbeiteten, var durcehaus griechisch, 
uind der Unterschied bestand nur in grölserer Pracht und Kostbarkeit.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.