Full text: Lehr- und Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen

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beruhen darauf, und als solche sehen wir ja unsere Schraube die gewöhnlichste 
und wichtigste Rolle spielen. Der keilförmige Nagel, der einer ziemlich heftigen 
Gewalt bedarf, um in den zu befestigenden Gegenstand getrieben zu werden, 
verliert seine Anwendbarkeit bei zarten, leicht beweglichen Gegenständen, die 
starken Erschütterungen nicht ausgesetzt werden dürfen. Die Schraube dringt 
langsam und sanft in solche Gegenstände ein und haftet doch der größeren 
Reibung wegen noch fester. Bei der spitzen, keilförmigen Schraube, die wir 
als Korkzieher kennen, wird diese Reibung so bedeutend, daß der Kork mit 
aus der Flasche gezogen werden kann. Wo es überhaupt auf eine saufte, 
aber in ihrer Stetigkeit kräftige Wirkung ankommt, da sindet die Schrauben⸗ 
form ihren Platz, und wie den Nagel, windet man auch das Messer chrauben⸗ 
förmig, um als Bohrer Holz und selbst Metalle zu durchdringen. 
Von Hause aus soll die Schraube freilich keineswegs Befestigungs— 
mittel, sondern Bewegungsmittel sein; man hat nur aus der Not eine 
Tugend gemacht. Ihrem Wesen nach ist die Schraube eine gewundene 
schiefe Ebene, auf welcher Lasten auf- und niederbewegt werden sollen. Zu 
diesem Zwecke gilt es freilich, die Reibung möglichst zu vermindern. Die 
Schraube darf nicht erst, wie ein spaltender Keil, die Widerstände aus— 
einander drängen und sich selbst gewaltsam den Weg bahnen; sie muß selbst 
ein Weg für bewegte Lasten werden. So ergiebt sich eine doppelte Forde⸗ 
rung, ein schraubenförmiger Weg und ein schraubenförmiger Körper, der 
die Last trägt und mit ihr auf jenem Wege auf- und niedergleitet. Es 
bedarf mit anderen Worten einer soliden und einer hohlen Schraube, oder, 
wie wir gewöhnlich sagen, einer Schraubenspindel und einer Schrauben— 
mutter. Beider Gewinde müssen genau ineinander passen, und eine muß 
immer ruhend und unbeweglich sein, als der Weg, auf welchem die andere 
sich bewegen soll. Wollen die Zimmerleute eine bedeutende Hebung aus⸗ 
führen, so greifen sie gewiß, statt des Keiles, zur Schraube. Sie schieben 
dieselbe unter den Balken, drehen dann die Spindel mit Hilfe einer Hebe— 
stange um, so daß sie sich aufwärts bewegt, und der Kopf derselben hebt 
dann die Last des Balkens, die auf ihm ruht, langsam empor. Hat diese 
Schraube einen Durchmesser von 25 em, sind ihre Gänge 2 em hoch, 
und bedient man sich zu ihrer Umdrehung eines Hebels von 1m Länge, 
so wird die Kraft der Arbeiter, von der Reibung abgesehen, um das Drei— 
hundertfache vermehrt. 
Die Hebungen, welche die Schraube bewirkt, sind freilich äußerst gering 
in Betracht der aufgewendeten Arbeit; sie erhalten aber nur ihren Wert 
durch das günstige Verhältnis zwischen der gehobenen Last und der hebenden 
Kraft. Deswegen verwandelt man häufig die Hebung in einen bloßen Druck, 
der auf die Last geübt werden muß, wenn diesfe sich nicht frei bewegen kann. 
Ist die Schraubenmutter fest, wie bei Buchdrucker- und Weinpressen, so 
drückt die abwärts gedrehte Spindel die unter ihr liegenden Massen zu— 
sammen; ist die Spindel feststehend, wie bei Buchbinder⸗ und Kartenpressen, 
so bewirkt die Drehung der Mutter oder der sogenannten Flügelschraube 
dasselbe. Aber auch die kleinen Hebungen der Schraube können eine wichtige 
Anwendung finden, wo es gilt, nur äußerst kleine Veränderungen in
	        
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