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Gasflamme stellt, sind die am Ende des Rohres aufgesetzten Brenner sehr
verschieden.
Das bei weitem meiste Gas wird aus Steinkohle gewonnen; indessen
werden auch andere Rohmaterialien, wie Braunkohle, Holz, Torf, Ole und
Fette der verschiedensten Art, ja selbst das aus den Tuchfabriken abgehende
Seifenwasser, zu demselben Zwecke verwendet.
Beide Leuchtstoffe aber, Gas wie Petroleum, sind oft schon Ursache
zu unsäglichem Elend geworden; beide sind explodierbare Körper. Aus
statistischen Berichten ist zu ersehen, daß beispielsweise im Jahre 1877
allein in Berlin 34 Menschen durch Gasexplosion ums Leben gekommen
sind. In den letzten Jahren wurden mehrere mit vielen Menschen gefüllte
Theater ein Raub der Flammen nur dadurch, daß Personen mit Gas un—
vorsichtig umgingen. Beim Gasgebrauche stellen sich auch noch andere
Nachteile heraus. Bei der geringsten Schadhaftigkeit einer Röhre verbreitet
sich weithin ein unangenehmer Geruch; sodann verändert die immerhin noch
gelbleuchlende Gasflamme die Farben, und vor allem wird bei Gasver—
brennung der Luft viel Sauerstoff entzogen und eine beträchtliche Wärme
entwickelt, so daß in Räumen mit Gaslicht nicht selten der Aufenthalt un—
gesund und lästig wird.
Frei von allen Schattenseiten jener Leuchtkörper ist dasjenige Licht,
welches in allerneuester Zeit die Kraft der Elektricität erzeugt. An das
elektrische Licht, so jung auch diese Erfindung noch ist, knüpft man ganz
außergewöhnlich große Hoffnungen. Von den bis jetzt bekannten Vorteilen
dieses Lichtes sei hier nur folgendes im voraus angeführt:
1. Das elektrische Licht entwickelt fast gar keine Wärme und entnimmt
der umgebenden Luft keinen Sauerstoff zur Verbrennung, so daß es durch
seine Anwendung der Gesundheit nicht unzuträglich wird.
2. Es verändert die Farbe der beleuchteten Körper nicht im mindesten.
3. Es liefert für Werkstätten und große Räume eine sehr ausgiebige
Beleuchtung.
4. Es kann Räume beleuchten, die von dem Orte, wo es erzeugt wird,
sehr entfernt liegen.
5. Es vermindert die Gefahren von Unglücksfällen; eine Feuersgefahr
kann durch elektrisches Licht schwerlich entstehen.
6. Der Preis ist im Vergleich zur gelieferten Lichtmenge ziemlich gering.
Zur Herstellung einer elektrischen Beleuchtung gehören drei Stücke,
1. ein Apparat zur Erzeugung der Elektricität, 2. eine Leitung derselben
bis zu dem Orte, wo das Licht gebraucht wird, und 3. eine geeignete Vor—
richtung, um aus der Kraft der Elektricität in erforderlicher Weise Licht zu
erzeugen und zu erhalten.
Reibt man im Finstern eine Siegellack, Glas- oder Hartgummistange
mit einem wollenen Lappen, so kann man bekanntlich aus diesen Körpern
mit dem trockenen Fingerknöchel kleine knisternde und leuchtende Funken
ziehen. Mit Hilfe einer Elektrisiermaschine erhält man ziemlich lange Funken.
Es wäre nicht falsch, die hier entstandenen Lichterscheinungen als elektrisches
Licht zu bezeichnen.