Full text: Lehr- und Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen

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Schrift, eine sehr gelehrte Abhandlung, entlehnt und trug sie 
nun ebenfalls vor. Wir teilen einiges äaraus mit: 
„Da sfinden wir nun, dass jene beiden Hauptbenennungen von 
altdeutschen Namen sehr gewõhnlicher Gerãte absfammen. LTischer, 
oder mit einem sehr unnötigen Verkleinerungs-l, Tischler, von 
dem germanischen Worte tisc, diss, der Tisch, das man wiederum 
von einem ältern dys, Haufen, vielleicht wegen des Aufsetzens 
mehrerer Speisen, ableiten will. Schrein oder Selrante bilei— 
sich aus dem althochdeutschen Worte scrin und dem spãtern 
mittelalterlichen schrin; ursprünglich von schranken, etwas ein- 
oder umscehbliessen, abstammend. Es ergiebt sich daraus, dass es 
jedem ehrsamen NMitgliede der löblichen Innung von nun an ohne 
alles Hindernis zu gestatten ist, sich Tischler oder Schreiner zu 
nennen, wie er es eben von Kindesbeinen an gewohnt ist. In 
dũd- und Westdeutschland ist es bräuchlich Schreiner zu sagen 
und in Nord- und Ostdeutschland Tischler. Überdiels iet noch 
einer dritten Benennung zu gedenken, Ristler, welche, sorgfaltig 
gingezogener Nachricht zufolge, im Altbhayerschen in Gebrauch 
ist und auch ihre Berechtigung hat. 
Bekannt ist es, dass die Schuhmacher in manchen Gegenden 
ungehalten sind, Schuster genannt zu werden; doch ebenso wie 
dies Nort im sũüdlichen Deutschland fast allgemein und ohne 
Anstoss üblich ist, so Kommt ihm auch der Vorzug des Alters 
zu gute. So sprach man vor sechs und mehr Jalründenen statt 
Schuh Scuoh, später Schuoch, Schoh, und dessen Verfertiger hiess 
Schuoster, vielleicht zusammengezogen aus dem damals en ge· 
wöhnlichen Schuochsutare, Schuochsutter, so viel als Schuh· nãher, 
Schuochwürker (oder -arbeiter), später Schuochmacher und Scuoc. 
meister; dagegen Schuochbũeszet, Schuh- besserer, ·flicker. 
Werfen wir übrigens noch einen Blick auf andere Gewerbe, 
so mõchte es ebenfalls ratsam werden, ahnliche Preisfragen in 
betreff der richtigen Benennungen derselben aufzustellen, um 
mancherlei ähnlichen Differenzen und prozessualischen Weiterungen 
zu begegnen. So 2. B. bei dem Bötticher, Buttner, wie in Sachsen 
und Preussen ũüblich, dafür Passbinder am Niederrbein bis Burgund, 
Binder in Osterreieh, Schãffler in Bayern, von Schaff, Schapf 
ein Gefäss und Uals, von schöpfen abzuleiten; Kũfer, Küper 
(sonst Kuofäre, von Kuofe, Kuffe) in Franken und den Rhein-, 
besonders den Wein-Gegenden, da sie meist nur Weingefãsse 
fertigen und sich zugleich mit der Weinbehandlung im Reller 
beschäftigen; wogegen die Kübler, nicht wie jene in hartem, 
sondern nur in weichem Holze arbeitend, Pack- und Haus- Gaub 
fertigen; Gross- oder Schwarz-Binder, in hartem, Klein oder 
Weiss-Binder, in weichem Holz arbeitend, in Berlin und andem 
grölsern Orten.
	        
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