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4. Es grauset auch dem Menschen schier.
Kaum kann der Meister selber zügeln
das übermüt'ge Zaubertier,
1. Türme steigen auf. Da tönet
„Halt!“ des mächt'gen Lenkers Rufen,
und es stampft das Roß vergeblich
mit den widerspenst'gen Hufen.
Angeschirrt wird noch ein Renner,
es verdoppeln sich die Wagen,
die der Waren Riesenballen
federleicht zur Ferne tragen.
2. Was in deutschen Ährenfeldern
sie mit Schweiß geerntet haben,
und der Urwelt reiche Schätze,
aus der Erde Schoß gegraben,
was auf den Molukken reifte
an der Tropensonne Flamme,
was emporgewuchert üppig
aus des Mississippi Schlamme: —
3. Alles bringen allen Landen
unsre windesschnellen Pferde,
alle sollen mitgenießen,
was von Segen beut die Erde.
das trotz'ger Zorn scheint zu beflügeln.
Doch feuersprühend auf den Schienen
muß es dem Erdenkönig dienen.
Die im rauhen starren Norden,
die in üppig warmen Zonen —
es vertauschen ihre Schätze,
Brüdern gleich, die Nationen.
4. Und mit freud'gem Stolze blick' ich
auf das buntgeschäft'ge Treiben.
Nicht das fernste, kleinste Eiland
will den Brüdern fremd verbleiben.
Millionen Hände strecken
allerwärts sich uns entgegen,
bieten friedlich uns zum Tausche
ihres Mutterlandes Segen.
5. Holder Friede, sei du König
auf dem ganzen Erdenrunde!
Binde die getrennten Stämme
sanft und fest zum Bruderbunde!
Laß sie ihrer Arbeit Früchte
liebend nehmen, liebend geben,
laß sie tauschen und befruchten
ihres Geistes edles Leben.
B. Sigismund.
4. Die Eisenbahnen und der Weltverkehr.
Wir haben jetzt Eisenbahnen über schmale Meeresarme in Schott—
land und durch sandige Wüsten, wie z. B. zwischen Alexandrien und
Suez; sie durchschneiden die Lagunen von Venedig, erklimmen hohe Berge,
wie Rigi und Vesuv, und überklimmen Alpenpässe; sie röllen durch
die weite Prairie und durch den tropischen Urwald. In Berlin geht
die Stadt- und Ringbahn hoch über dem Menschenverkehre hin; in
London durchbraust der Zug die Tunnel unter der Themse, ja man
hat sogar den kühnen Plan gefaßt, einen Tunnel unter dem Meere
zwischen England und Frankreich anzulegen, um so der Lokomotive
einen Weg nach dem Festlande zu bahnen.
In Europa können wir bereits ununterbrochen von Madrid bis
nach Konstantinopel gelangen und von Brindisi in Süditalien bis
nach Petersburg. Rußland arbeitet daran, sein Schienennetz von der
Wolga bis nach Sibirien auszudehnen. Die Pyrenäen, der Brenner
und der Semmering sind schon überschient; der Mont Cenis-Tunnel
durchbricht die Westalpen, und seit 1882 ist sogar in einer Länge von
2 Meilen der St. Gotthard durchtunnelt.