69. Untergang des Königreiches Jerusalem und der dritte Kreuzzug. 327
69. Untergang des Königreiches Jerusalem und der dritte
Ärenzzug.
(Nach Jos. Krebs, deutsche Geschichte, mit einem Schluß nach Reinhold Pauli,
Geschichte von England.)
Nach dem erfolglosen Zuge der beiden Könige Konrad und Ludwig
hatte König Balduin III. von Jerusalem 1143—1162 die Herrschaft
mit Kraft und Ruhm geführt. Durch die Eroberung Askalons entriß
er den Fatimiden den Schlüssel zu Syrien und kämpfte mit Erfolg ge¬
gen den gewaltigen Nnreddin, der in dem Jahre nach dem Falle Aska¬
lons Damaskus erobert und dadurch dem christlichen Reiche sich doppelt
furchtbar gemacht hatte. Jhin folgte sein Bruder Amalrich 1162—1173.
Dieser wandte seine Kraft gegen Aegypten, welches den schuldigen Tri¬
but verweigerte; die Unruhen in diesem Lande erregten sogar die Hoff¬
nung, dasselbe zu erobern. Doch Nnreddin vereinigte die mohammeda¬
nische Macht zur Behauptung Aegyptens und wenn auch Amalrich durch
glänzende Thaten den Ruhm der christlichen Waffen wahrte, so scheiterte
doch sein Plan, Aegypten mit Palästina zu vereinigen. Er starb in
demselben Jahre, in welchem Nnreddin ins Grab sank. Da Amalrich
einen 13jährigen Sohn. Balduin IV., 1173—1185, Nureddin einen
12jährigen Sohn, Jsmael, als Nachfolger hinterließ, fand Saladin,
Ejub's Sohn, nachdem er nach dem Tode des fatimidischcn Khalifen
sich auf den Thron Aegyptens geschwungen und damit die Dynastie der
Ejubiden gegründet, ein weites Feld zur Ausbreitung seiner Macht.
Zwar erlitt er, als er Askalon belagerte, unweit dieser Stadt, bei
Ramla, durch Balduin IV., der trotz seiner Krankheit an die Spitze
seiner schwachen Streitkräfte sich gestellt hatte, mit seinem weit über¬
legenen Heere eine furchtbare Niederlage, also daß er der Gefangenschaft
kaum entging; dafür aber einigte er die Macht der Mohammedaner im
Osten und Süden durch Eroberungen; Aleppo, Cäsarea, Damaskus
und viele andere Städte kamen in seine Gewalt, und in weitem Bogen
umschloß seine Herrschaft von der Sahara bis zum Tigris das König¬
reich Jerusalem. Einer solchen Macht waren die Christen nicht gewach¬
sen. Dazu kamen die traurigen Verhältnisse in der königlichen Familie;
der Aussatz machte den König Balduin IV. zur Regierung unfähig,
und er legte die Krone zu Gunsten Balduin's V., des 5jährigen
Sohnes seiner Schwester Sibylla, nieder. Nach dem baldigen Tode
Balduin's V. (1186), bewirkte Sibylla, daß ihr zweiter Gemahl,
Veit von Lusignan, zum Könige gekrönt wurde. Nun hielt es
Saladin an der Zeit, seinen lange vorbereiteten Vernichtungsplan aus¬
zuführen. Einige erzählen, Rainald von Chatillon habe zu dem Aus¬
bruch dadurch Anlaß gegeben, daß er Saladin's Mutter, die während
eines Waffenstillstandes mit einer nach Mekka pilgernden Karawane durch
das Land der Christen zog, überstel und ausplünderte. Saladin hatte