Full text: Lehr- und Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen

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Kongreß nicht länger; er verkündigte im Namen der dreizehn ver— 
einigten Staaten die Unabhängigkeit von England und fügte dieser 
—EII— — 
Doch gegen das mit aller Energie den Krieg fortsetzende England 
fühlte sich der junge Freistaat zu schwach; es fehlte an Geld, an 
Schiffen, an einem kriegsgeübten Heere, an Bundesgenossen. Vor 
allem kam es nun darauf an, Frankreich, den Nebenbuhler des bri— 
tischen Reichs, zu einem Bündnis mit den Vereinigten Staaten zu 
bewegen, und dies zu stande zu bringen, ward Franklin als Bevoll— 
mächtigter nach Paris gesandt. 
Anfangs war am französischen Hofe wenig Neigung vorhanden, 
mit dem jungen Freistaate ein näheres Verhältnis anzuknüpfen; doch 
lagen die Vorteile, welche Frankreich aus einem Handelsverkehr mit 
Amerika erwachsen mußten, offen zu Tage, so daß man die Allianz— 
vorschläge des amerikanischen Gesandten annahm. Auch die Persön— 
lichkeit Franklins wirkte günstig mit, den König (Ludwig XVI.) und 
seine Ratgeber für die amerikanische Sache zu gewinnen. Das ein— 
fache anspruchslose Auftreten des 70jährigen Greises, der sein weißes 
Haar frei auf die Schulter herabwallen ließ, ohne Puder und Perücke, 
der in einem schlichten Tuchrocke einherging und ohne Ordensstern 
und Fuhrwerk die Prinzen und Minister zu Fuß besuchte, dem das 
Alter die Jugendfrische nicht hatte rauben können: er machte in seiner 
ehrwürdigen Schlichtheit einen tieferen Eindruck auf die Pariser, als 
der Prunk des Hofes mit den glänzenden Uniformen und Equipagen. 
Seine Schriften und physikalischen Entdeckungen hatten ihn schon 
längst mit den vornehmsten Gelehrten Europas befreundet, und es 
gehörte bald auch bei dem Adel zum guten Ton, sich mit Franklin 
zu unterhalten. Mit Frankreich, Spanien und Holland verbündet, 
trugen endlich die Vereinigten Staaten den Sieg davon. 
Der Friede wurde zu Versailles 1783 abgeschlossen und von 
Franklin im Namen seines Vaterlandes unterzeichnet. Die Kolonieen 
wurden als unabhängiger Freistaat von England anerkannt, das 
ein Gebiet von 20000 DMeilen mit drittehalb Millionen Ein— 
wohnern und 600000 Sklaven verlor und obendrein noch die Kriegs— 
kosten zahlte. 
Im Jahr 1785 kehrte Franklin, hochgeehrt von Freund und 
Feind, nach Philadelphia zurück, wo alles wetteiferte, ihm Beweise 
der Hochachtung und Dankbarkeit zu geben. Der ehrwürdige Greis, 
jetzt im 81. Jahre, setzte auf heimischem Boden rastlos das Friedens— 
werk fort und war hauptsächlich bemüht, der Union Stärke und 
Festigkeit zu geben. Dabei sann er unaufhörlich auf Verbesserungen 
in den ökonomischen und gewerblichen Verhältnissen seiner Mitbürger. 
Im Jahr 1787 bildeten sich zu Philadelphia zwei höchst achtbare 
Gesellschaften, die beide Franklin zu ihrem Präsidenten erwählten. 
Die eine hieß „die Philadelphiagesellschaft für die Erleichterung des 
Elends in den öffentlichen Gefängnissen“, die andere „die Pennsyl⸗
	        
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