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Und wenn wir etwa meinen wollten, dafür sei der Staat, den
zich überhaupt manche fälschlich nur als einen unbequemen Gebieter
und Steuerforderer denken, nicht notwendig, das nämliche ließe sich
auch durch eine einfache Verabredung der Bürger untereinander
erreichen: so fragt euch nur, wie lange es mit dem guten Willen
aller einzelnen NMitglieder einer solchen Gesellschaft dauern würde,
an der jemand nur teilnähme, wie etwa an einem Turnvereine oder
Sangerbunde, — wie lange es dauern würde, wenn nicht das
æwingende Band des Staates das Ganze zusammenhielte! Gewiß ist
es eine lobenswerté Sache um die vielen Vereine, welche die
Menschen, zumal in unseren Zeiten, gründen, um Sparkassen, Witwen-
kassen, Lebens-, Peuer-, Wasser- und Hagelversicherungen u. dergl.
Aber alle diese Genossenschaften können sich nur bilden, wo schon
ein Staat vorhanden ist, und sie haben ihren Bestand nur unter
dem Schutze der staatlichen Ordnung, die der Dichter eine segens-
reiche Himmelstochter nennt. Die Stadt- oder Dorfgemeinde kann
ihre Zwecke nur erfüllen, insofern sie als ein Glied in jenes größere
Ganze eingefũgt ist.
Der Staat also ist es, der die gegenseitigen Beziehungen seiner
Bürger regelt, sie in der Ausübung ihrer Tätigkeit schützt und
fördert; der die Gesetze über Eigentum, Gewerbsbetrieb, Landes-
kultur, Bildungswesen ete. gibt und aufrecht erhält; der die Strafen
kür Übertretungen ansetzt und die Wächter des Gesetzes bestellt;
der durch seine Heeresmacht und Bündnisse mit andern Staaten
dafür sorgt, daß die Angriffe äußerer Feinde abgewehrt werden
und durch eine verständige und sorgfältige Verwaltung darauf
bedacht ist, Eintracht, Wohlstand und Bildung im Innern zu för—
dern; der endlich für soviel Vorteile, die er gewährt, dem Bürger
aueh gewisse Leistungen und Verpflichtungen auferlegt, wie 2. B.
Steuerpflicht und Heeresdienst. Nit Recht wird daher jeder be—
straft, der mit Prevlerhand störend in die wundervolle Ordnung des
Staates eingreift.
Nach Deimling.
33. Liebe ꝛum Vaterland.
J. Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an;
Das halte fest mit deinem ganzen herzen.
hier sind die starken Wurzeln deiner kraft;
Yort in der fremden Welt stehst du alleim,
in schwankes Rohr, das jeder Sturm zerknickt. rnedrich v. Schiller
2. An unsrer Väter Taten
Mit Liebe sich erbau'n,
Fortpflanzen ihre Saaten,
Dem alten Grund vertrau'n;
In solchem Angedenken
Des Landes heil erneu'n;
Maier-Bode, Lesebuch. 8. Aufl.
Um unsre Schmach sich kränken,
Sich unsrer Ehre freu'n;
dein eignes lch vergessen
In aller Lust und Schmerz:
Das nennt man wohl ermessen
Für unser Volk ein herz. cuavwig Uhland.
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