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71. Die Ol- und Gespinstpflanzen. 
1. Der Raps nimmt die erste Stelle unter den Olfrüchten ein, 
stellt aber auch die größten Auforderungen an Boden und Düngung. 
Frische Stalldüngung sagt ihm sehr wohl zu. Die Düngung kann nicht leicht 
zu stark sein. Besonders guͤt gedeiht er auf kräftigen, humusreichen Lehm— 
böden nach Klee oder anderen bodenbereichernden Futterpflanzen; er selbst 
ist eine gute Vorfrucht für alle anderen Pflanzen. Da er einen tief 
gelockerten, fein gepulverten Boden verlangt, so muß seine Bearbeitung 
recht sorgfültig sein. 
Die Aussaat folgt im August; die Ernte fällt bequem zwischen die 
Heu⸗ und Getreideernte. Mit der Ernte muß frühzeitig begonnen werden, 
denn die Körner in den teilweise noch grünen Schoten eine bräunliche 
Farbe annehmen, da bei einer Ernte zur Zeit der Vollreife große Verluste 
durch Ausfallen der Körner entstehen können. Auch muß bei der Arbeit 
des Äberntens und der weiteren Behandlung stets darauf Bedacht genommen 
werden, die leicht entstehenden Verluste zu vermeiden. Aus diesem Grunde 
wird einpfohlen, die betreffenden Arbeilen in den Morgen- oder Abend— 
stunden vorzunehmen. 
Der Anbau des Rapses ist in mancher Gegend sehr eingeschränkt 
worden, weil durch Auswintern oder durch das Auftreten von Ungeziefer, 
besonders des Rapsglanzkäfers, oft ganze Ernten vernichtet wurden. 
Ähnlich in Anbau und Pflege, nur anspruchsloser in bezug auf 
Boden und Düngung, dafür aber auch geringer in seinem Ertrage ist der 
Rübsen, der als Sommer- und Winterfrucht gebaut wird, und der 
Leindotter, welcher nur als Sommerfrucht vorkommt. 
2. Der Mohn liefert wie der Raps ein sehr geschätztes Ol, verlangt 
aber auch wie dieser eine sorgfältige Behandlung in bezug auf Boden— 
bearbeitung und Pflege. Abgesehen von den ganz schweren Lehm- und 
leichten Sandböden, kommt er auf allen Bodenarten fort, sofern sie in 
guter Kultur und Kraft sind. Warme und stille Sommer sind ihm sehr 
günstig, während Nässe und rauhe Winde nachteilig auf sein Wachstum 
einwirten; man baut ihn deshalb auf Feldern in geschützter Lage. Die 
Reihensaat ist bei ihm wie beim Raps empfehlenswert, damit eine aus— 
reichende Bearbeitung während des Wachsens erfolgen kann. 
3. Die Gespinstpflanzen werden wegen ihres Stengels angebaut, 
der ein wertvolles Material zum Spinnen liefert. In ihren ölhaltigen 
Samen gewähren sie dabei noch einen schätzenswerten Nebenertrag. Sie 
verlangen in ihrem Anbau viel Arbeit, werfen dafür aber auch reichlichen 
Gewinn ab. 
Der Lein- oder Flachs ist seit den ältesten Zeiten in Deutschland 
angebaut worden. Man unterscheidet zwei Arten, den Schließ- oder Dresch— 
lein, bei dem die Körner aus den Kapseln durch Dreschen entfernt werden 
müssen, und den Klang- oder Springlein, bei dem die Kapseln bei der 
Reife im Sonnenschein von selbst klingend aufspringen. Er gedeiht besonders 
gut in solchen Jahren, in denen Wärme und mäßige Niederschläge mit 
einander wechseln, und zwar am besten auf kraftvollen, sandigen, Feuchtigkeit 
haltenden Lehmböden. Man baut ihn nach Raps, Klee, Hülsen- und 
Hackfrüchten uͤnd auf umgebrochenen Grasländereien. Lein darf nach Lein
	        
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