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„Ist der Mensch auch auserlesen
als die höchste Kreatur,
trägt doch jedes Erdenwesen
des all-einen Gottes Spur.
Werde sie aus rohem Triebe
nie von Menschenhand entweiht!
Lehre das „‚Gott ist die Nebe“
auch zum Tier Barmherzigkeit!“
V. Die Arbeit in ihren handwerksmäßigen
Verzweigungen.
76. Stand und Beruf.
4.
1. Rennst du den Ackersmann?
Darfst nicht sein Kleid betrachten
und seine Armut verachten;
Gott der Herr wies ihn an,
daß er mit Fleiß das Peld
ackert und wohl bestellt.
2. Gott der Herr selber gibt
dann zu dem MWerke das Gelingen,
lässet es Prüchte bringen,
weil er den Bauer liebt;
schenket ibhm Brot für sich
und aueh dazu für dich.
3. Kennst du den Handwerksmann?
Hat wohbl gar harte Hände,
Arbeit und Müh' ohne Ende.
Sieh ihn nicht scheel d'rum an;
Gott der Herr ruft ibm zu:
Geh, meinen Willen tu'!
4. Gott gab ihm ja die Hand,
gab ihm Geschick und Kräfte,
daß er kann sein Geschäfte
treiben recht mit Verstand.
Und was er schafft und tut,
mir kommt's und dir zu gut.
V. Uey.)
h
Der Trieb, den Gott in jedem
schuf, ist sein natürlicher Beruf.
Eichtwer, Fabeln.)
Einer tut's mit dem Verstand
und der andre mit der Hand;
was man tut, womit man's tut,
ist gleichvdiel — nur werd' es gut.
Fleiß ziert Deutschland, wenn es nähret,
treu ist Deutschland, wenn es wehret,
groß ist Deutschland, wenn es lehret,
Pflug und Schwert und Buch es ehret.
(Brentano.)
Es soll jeder Achtung haben:
der Kaufmann, wenn die Ware geht,
der Schiffer, wenn der Wind sich dreht,
der Winzer, wenn die Traube schwillt,
der Bauer, wenn der Roggen quillt.
O junger Werkmann, wo dein Arm auch schafft,
gehorcht die Erde, wie durch Zauberkraft;
oͤb Bergmann, Landmann, oder ob Student,
ob man Soldat sich oder Seemann nennt,
mag auch gering dein Stand, dein Wissen sein,
du nennst den Keim doch edler Früchte dein,
verborg'ne Quellen schöpferischer Macht,
die oft das Edelste hervorgebracht.
(Die Ode des Lebens.)