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steht Köln freilich seit vielen Jahren bei aller Welt in gutem Geruch. Dafür
hat Johann Maria Farina vortrefflich gesorgt. Nicht minder hat die Kölnische
Industrie durch die Gebrüder Stollwerck auch einen guten Geschmack bewiesen.
Die vorzüglichste Schokolade, das beste Konfekt, die feinsten Biskuits und
Waffeln, die süßesten Bonbons kommen von Köln. Sehen wir uns in der
Riesenkonditorei der Gebrüder Stollwerck einmal ein Weilchen um!
Es ist noch kein Menschenalter her, als in allen feineren Schokoladen
und Konfekten Frankreich noch den deutschen Markt beherrschte. Alle besseren
Konditoreien mußten sich wohl oder übel mit französischer Ware versehen,
wollten sie nicht ihre reicheren Kunden und mit diesen den Ruf ihres Ge—
schäftes verlieren. Aus dem Kriege mit Frankreich erwuchsen hier der deutschen
Industrie außerordentliche Vorteile. Die Einfuhr aus Frankreich stockte während
des Krieges, so daß man auf deutsche Ware angewiesen war. Als man erst
einmal den Versuch gemacht hatte, erkannte man bald, daß das heimische
Produkt dem ausländischen voll ebenbürtig und obendrein viel billiger sei als
dieses. Unleugbar war es zuerst die Firma Stollwerck, welche mit ihren
Schokoladenerzeugnissen der französischen Konkurrenz die Spitze bot und zwar
nicht nur inbezug auf den Wohlgeschmack, sondern auch auf die sinnige
äußere Ausstattung (die Aufmachung) der Ware.
Bald hatte Frankreich nach Deutschland hin ein starkes Absatzgebiet ver⸗
loren — noch mehr sollte es verlieren. Schon 1897 ergaben die zahlen—
mäßigen Ausweise des Neuyorker Zollamtes, daß die Firma Stollwerck in
diesem Jahre nach Neuyork mehr Schokolade eingeführt hatte als alle anderen
europäischen Lünder zusammen. Mit ihren 3500 Arbeitern und Arbeiterinnen
dürfte das Stollwercksche Unternehmen den größten Großbetrieb seiner Art auf
der ganzen Erde darstellen.
Wenden wir uns zunächst der Schokoladenfabrikation zu, die den Weltruf
der Firma gegründet! Wir können hierbei das Hauptrohmaterial derselben,
den Kakao, nicht ohne eine kurze Betrachtung übergehen.
Nicht umsonst hat der große Naturforscher Linné dem Kakao den Namen
Theobroma, das ist Götterspeise, gegeben, denn der aus der Kakaobohne
gewonnene Kalao ist tatsächlich eines der vorzüglichsten Nahrungs- und Ge—
nußmittel.
Die Kakaobohnen enthalten einen dunkelbraunen, öligen, aromatisch-bittern
Kern, der ungefähr zur Hälfte aus Kakaobutter, einem sesten, weißlich gelben,
bei 29 — 300 schmelzbarem Fett, besteht. Die Kakaobutter riecht an—
genehm und wird bei entsprechender Behandlung nicht ranzig. In der Pharmazie
und Medizin ist sie hochgeschätzt, u. a. dient sie zur Bereitung von Salben
und Lippenpomaden. Im Mittel enthalten die Kakaobohnen u. a. 11,99 96
Eiweißstoffe, 1,56 90 Theobromin, 49,32 90 Fett und 13,25 9 Kakaostärke.
Das Theobromin, ein dem Koffein und Thein ähnlicher ätherischer, im Wasser
löslicher, aromatischer Stoff, macht den Kakao, da es nervenanregend wirkt,
zum Genußmittel, sein Eiweiß-, Fett- und Stärkegehalt zu einem der be—
kömmlichsten Nahrungsmittel. Da der hohe Fettgehalt der Kakaobohne nicht
jedem zusagt, so entfettet man den Kakao und bringt das Produkt in Pulbver—
form als entölten oder entfetteten Kakao in den Handel oder man vermischt
die gemahlenen Kakaobohnen mit Zucker und Gewürzen, wie Zimt und Vanille,
in Tafeln zur Schokolade. Aber auch der entfettete Kakao enthält im Mittel