364
XVIII. Männer der Arbeit.
227. Einige hervorragende Männer der gewerblichen Arbeit.
Wir leben im Zeitalter des Dampfes und der Elektrizität mit thren
vielfachen wirtschaftlichen Umgestaltungen. Natürlich blicken wir daher
zu den Männern zurück, welche diese Zeit mit anbahnen halfen oder in
dieselbe mit einem genialen Ruck einzugreifen verstanden.
Mit der außerordentlich bedeutungsvollen Erfindung der Dampfmaschine
ist für alle Zeiten der Name des englischen Mechanikers James Watt
verbunden. Als Sohn eines Schiffsreeders und Kaufmanns im Jahre
1736 in Greenock in Schottland geboren, zeigte Watt schon im Kindesalter
große Neigung zur Lösung geometrisch-mathematischer und physikalischer
Aufgaben. Als vierzehnjähriger Knabe baute er sich eine Dampfmaschine
und stellte Beobachtungen an über das Verhalten des Wasserdampfes.
Stundenlang konnte er sich mit einer dampfenden Teemaschine beschäftigen,
deren Deckel er aufhob, um an einem über die Offnung gehaltenen Löffel
die Verdichtung des Wasserdampfes beobachten zu können. Mit 19 Jahren
wandte er sich nach London, um in einer Mechanikerwerkstatt die Her—
stellung mathematischer Instrumente zu erlernen. Von der Mechanfker—
gilde in Glasgow verhindert, sich als selbständiger Mechaniker nieder—
zulassen, wurde er von der Universität Glasgow zum Universitätsmechaniker
ernannt. Als Watt im Winter 1763 auf 1764 für die Universität das
Modell der Newcomenschen Dampfmaschine ausbessern und für Vortrags—
zwecke geeignet machen sollte, erkannte er sofort die großen Mängel der
von Newcomen gebauten Maschine. Bald erfand er den Kondensator, ein
zur Dampfverdichtung bestimmtes gesondertes Gefäß, in welchem die Ab—
kühlung des Dampfes durch eingespritztes Wasser bewerkstelligt wird. Die
Newcomensche Maschine war eine atmosphärische, d. h. eine solche, bei
der der Luftdruck den gehobenen Kolben wieder hinunter trieb; sie war
also ein bloßes Pumpwerk. Indem Watt die doppelte Zuleitung des
Dampfes in den beiderseitig verschlossenen Dampfzylinder einführte, steigerte
er nicht allein die Wirkung der Maschine, sondern machte sie auch gleich—
mäßiger. Durch diese Verbesserungen wurde die Dampfmaschine zu einer
eigentlichen Kraftmaschine; sie gründete den Ruf Waits als eigentlichen
Erfinder der Dampfmaschine. Nach vielen Widerwärtigkeiten konnte Watt
im Jahre 1774 mit dem Stahlwerksbesitzer Boulton in Socho bei Bir—
mingham die erste Dampfmaschinenfabrik gründen, die, nachdem sie anfangs
ein gewaltiges Kapital verschlungen hatte, einen großartigen Aufschwung
nahm und auch Watt zum reichen Manne machte.
28 Jahre nach Gründung der Wattschen Dampfmaschinenfabrik wurde
das Problem der Ortsverbindung durch Dampf gelöst. Die praktische
Durchführung dieser Aufgabe sollte ebenfalls einem Engländer, Georg
Stephenson, vorbehalten bleiben. Im Jahre 1813 eröffnete der strebsame
Mechaniker den Pächtern eines großen Kohlenbergwerkes seinen Plan,
eine Reisemaschine zu bauen. Lord Ravensworth, der Hauptteilhaber
der Kohlengruben, unterstützte Stephenson in jeder Weise, und so kam die