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gut durchgearbeitet und vom Unkraut gereinigt vird. Nach den Hack-
früchten folgt Sommerfrueht, die darnach viel besser gerät als Winter-
fruent. Der Klee kommt auch in ein völlig reines, gut bearbeitetes und
gedüngtes Land, da er nach Sommer- oder Wintergetreide gesät wird,
zu deren Vorfrüchten oder zu welchen selbst stark gedüngt und der
Boden sorgfaltig bearbeitet worden ist. Bei der Fruchtwechselwirtschaft
kann man mit Vorteil die Pflanzen in soleher Ordnung aufeinander
folgen lassen, daß der Boden zur Einsaat gehörig vorbereitet werden kann;
auch lassen sich die verschiedenen Arbeiten auf das ganze Jahr besser
verteilen, sodaß nicht jene Arbeitsüberhäufung eintritt, wie sie bei der
Dreifelderwirtschaft leicht stattfindet. Jede Frucht räumt das Peld so
zeitig, daß hinlänglich Frist bleibt, den Boden für die folgende Pflanzung
gehörig zu bearbeiten.
Natürlich läßt sich für die Fruchtfolge bei dieser Wirtschaftsweise
keine allgemein giltige Vorschrift geben, da die Bodenbeschaffenheit,
das Klima, die Lage, die Bedürfnisss und andere örtliche Verhältnisse
überall wieder anders sind; und es ist nicht nur eine der wichtigsten,
sondern auch eine der schwierigsten Aufgaben, jedesmal die nach allen
Seiten angemessenste und zugleich einträglichste Polge zu ermitteln.
Kann der Landwirt über Arbeit und Düngung nach Belieben ver-
fügen, so hat er weniger nach einer bestimmten Fruchtfolge zu fragen,
sondern kann eine sogenannte freie Wirtschaft führen, in der er bei
dem Anbau der EFruchte die vorteilhafteste Auswahl lediglich nach den
Marktverhãältnissen trifft, obne fürchten zu müssen, daß der Boden sich
erschöpfen oder verwildern werde. Bei dieser Wirtschaft findet keine
bestimmte Schlageinteilung statt; auch ist die Ordnung, in welcher die
Pflanzen aufeinander folgen, dem freien Ermessen anheimgegeben. Die
freie Wirtschaft paßt aber nur für Güter von nient 2u bedeutenden
Uafang und guter Bodenbeschaffenheit, bei allzeit offenem Zugang, bei
dem erforderlichen Dünger und Betriebskapital. Sie erfordert aber auch
einen scharfsinnigen Landwirt, der alle Verhältnisse seiner Wirtschaft
und die Marktpreise gehörig zu benützen versteht und mit allen Kenntnissen
zur Führung einer auf groben Gewinn berechneten Wirtechaft aus·
gerüstet ist.
Übrigens, mag der Landwirt auf diese oder jene Weise seine Veld-
wirtschaft bestellen, niemals vergesse er, daß er desto mehr dem Boden
erstatten muß, je mehr er demselben entnommen hat, und daß die
Grundbedingung jedes landwirtschaftlichen Ertrages der Dünger ist.
Denn auch hier bewahbrheitet sich das Sprichwort: Wie du für den
Acker sorgst, so sorgt er für dich. Riehters grosses Lesebueh.)
154. Landbau und Handwerk bei den alten Deutschen.
Aus den Römerberichten erkennen wir deutlich, wie der deutsche Landmann
damals lebte, im Norden in Einzelhöfen, aber auch in offenen Dörfern. Wahr—
scheinlich hatte, als Tacitus schrieb, der Marschbewohner an der Nordsee schon
die ersten einfachen Dämme gegen die schwellende See gezogen; schon ftand
sein Wohnsitz auf den Warfen, kleinen Erdhügeln, die ihn bei hoher Flut über