Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

131 
4. Sie purzeln herunter, und alles lackt; 
da haben sie sich davongemacht. 
„O Himmel, wie bist du hoch überall, 
wie groß ist die Untreu im Haslital!“ 
So riefen sie aus und schrien sehr: 
„Einmal hieher und nimmermehr!" 
August Kopisch. 
66. Die ZwergenHochzeit. 
Das kleine Volk auf der Ellenburg in Sachsen wollte einmal 
Hochzeit halten und zog daher in der Nacht durch das Schlüsselloch 
und die Fensterritzen in den Saal. Die Zwerglein sprangen hinab 
auf den glatten Fußboden, wie Erbsen auf die Tenne geschüttet 
werden. Davon erwachte der alte Graf, der im hohen Himmelbette 
in dem Saale schlief, und verwunderte sich über die vielen kleinen 
Gesellen. Da trat einer von ihnen, geschmückt wie ein Herold, zu 
ihm heran und lud ihn in geziemenden Worten gar höflich ein, 
an ihrem Feste teilzunehmen. „Doch um eins bitten wir," setzte 
er hinzu, „Ihr allein sollt zugegen sein, keins von Eurem Hof¬ 
gesinde darf sich unterstehen, das Fest mit anzuschauen, auch nicht 
mit einem einzigen Blicke." Der alte Graf antwortete freundlich: 
„Weil ihr mich im Schlafe gestört, so will ich auch mit euch sein." 
Nun ward ihm eine kleine Tänzerin zugeführt; kleine Lampen¬ 
träger stellten sich auf, und eine Heimchenmusik begann. Der 
Graf hatte Mühe, das Weiblein beim Tanze nicht zu verlieren, 
das ihm so leicht dahersprang und endlich so im Wirbel umdrehte, 
daß er kaum zu Atem kommen konnte. Mitten in dem lustigen 
Tanze aber stand auf einmal alles still, die Musik hörte auf, und 
der ganze Haufe eilte nach den Türspalten, Mauslöchern und wo 
sonst ein Schlupfwinkel war. Das Brautpaar aber, die Herolde 
und Tänzer schauten aufwärts nach einer Öffnung, die sich oben 
in der Decke des Saales befand, und entdeckten dort das Gesicht 
der alten Gräfin, die vorwitzig nach der lustigen Wirtschaft herab¬ 
schaute. Darauf neigten sie sich vor dem Grafen, und derselbe, 
der ihn eingeladen, trat wieder hervor und dankte ihm für die er¬ 
zeigte Gastfreundschaft. „Well aber," sagte er dann, „unsere Freude 
und unsere Hochzeit also ist gestört worden, daß noch em anderes 
Menschliches Auge darauf geblickt, soll fortan Euer Geschlecht nie 
mehr als sieben Ellenburgs zählen." Darauf drängten sie nacheinander 
*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.