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dachte sie, „sollten meine armen Kinder, die er zum Abend¬
brote hinuntergewürgt hat, noch am Leben sein?" Da mußte
das Geißlein nach Hause lausen und Schere, Nadel und Zwirn
holen. Dann schnitt sie dem Ungetüm den Leib auf, und kaum
hatte sie einen Schnitt getan, so streckte schon ein Geißlein den
Kopf heraus, und als sie weiter schnitt, so sprangen nach¬
einander alle sechs heraus, waren noch alle am Leben und
hatten nicht einmal Schaden gelitten, denn das Ungetüm hatte
sie in der Gier ganz hinuntergeschluckt. Das war eine Freude!
Da herzten sie ihre liebe Mutter und sprangen um sie herum.
Die Alte aber sagte: „Jetzt geht und sucht Wackersteine! Damit
wollen wir dem gottlosen Tiere den Bauch füllen, solange es
noch im Schlafe liegt." Da schleppten die sieben Geißerchen
in aller Eile die Steine herbei und steckten sie ihm in den
Bauch, soviel sie hineinbringen konnten. Dann nähte ihn die
Alte in aller Geschwindigkeit wieder zu, daß er nichts merkte
und sich nicht einmal regte.
Als der Wolf endlich ausgeschlafen hatte, machte er sich auf
die Beine, und weil ihm die Steine im Magen so großen Durst
erregten, so wollte er zu einem Brunnen gehen und trinken.
Als er aber anfing zu gehen und sich hin und her zu bewegen,
stießen die Steine in seinem Bauche aneinander und rappelten.
Da ries er:
„Was rumpelt und Pumpelt
in meinem Bauche herum?
Ich meinte, es wären sechs Geißlein,
so sind's lauter Wackerstein'!"
Und als er an den Brunnen kam und sich über das Wasser
bückte und trinken wollte, da zogen ihn die schweren Steine
hinein, und er mußte jämmerlich ersaufen. Als die sieben
Geißlein das sahen, da kamen sie herbeigelaufen, riefen laut:
„Der Wolf ist tot! der Wolf ist tot!" und tanzten mit ihrer
Mutter vor Freude um den Brunnen herum.
Brüder )akob und Wilhelm Grimm.
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