Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

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80. Das Däumchen im Gewitter. 
Das Bäumchen hatte lange gedurstet. Seit Wochen war kein 
Tropfen Regen zur Erde gefallen. Dazu hatte die Sonne heiß her¬ 
nieder gebrannt, einen Tag wie den andern. Die Blumen ließen 
die Köpfchen hängen. Das Gras auf der Wiese fing an dürr zu 
werden, und die Blätter des Bäumchens hingen matt und schlaff an 
den Zweigen. Endlich stiegen Wolken auf am Himmel, die sich bald 
zu einem Gewitter zusammenzogen. Langsam zog das schwarze Ge¬ 
wölk herauf. Immer näher und näher kam es. Da sprang der Blitz 
heraus, und der Donner krachte gewaltig hinterher. Der Wind kam 
angeschnoben, sprang unter den Staub und warf ihn um sich und fuhr 
gewaltig auf das Bäumchen los, riß es und stieß es, so sehr er konnte. 
Nun fielen die ersten Tropfen vom Himmel und fielen auf die Blätt¬ 
chen und auf die Erde, und das Bäumchen trank begierig. 
Das Bäumchen war längst satt, da regnete es noch immer. Als 
aber der liebe Gott die Wolken hinweggeführt hatte, fiel heller Sonnen¬ 
schein auf das erquickte Bäumchen. Und es richtete seine Zweige in 
die Höhe, als ob es seine Hände zum Gebet falte. Aber auch die 
Blümlein alle auf der Wiese waren erquickt und richteten ihre Köpf¬ 
chen aus dem Grase empor. Die Vöglein kamen geflogen und fetzten 
sich ins Bäumchen und sangen so schön, als sie es nur konnten. Und 
das Bäumchen wuchs, und die Vöglein sangen immerzu in seinen 
Zweigen, bis der Winter kam. Da ging das Bäumchen schlafen, und 
die Vögel waren auch nicht mehr da. w. Aurths. 
81. Der Blitz. 
Gustavs Mutter war krank und lag am Fieber darnieder. Der 
Arzt hatte der Kranken kühlende Früchte empfohlen. Daher 
beschloss Gustav, in den Wald zu gehen, um seiner Mutter Erd¬ 
beeren zu pflücken. Es war ein heifser Sommertag. Emsig 
suchte der Knabe und freute sich sehr, wenn zwischen dem 
dunklen Laube ein rotes Beerchen ihn anlachte. Wohl presste 
die Hitze seiner Stirn Schweifstropfen aus; allein er achtete es 
nicht und pflückte fort, um seiner Mutter Freude zu bereiten. End¬ 
lich war das Körbchen voll der schönsten Erdbeeren. Lächelnd 
blickte der glückliche Knabe auf seinen Schatz und setzte sich 
endlich nieder, um im Schatten einer Eiche auszuruhen. Aber 
er hatte sich müde gesucht, und bald umfing ihn der Schlaf.
	        
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