Object: Neuer christlicher Kinderfreund

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Pfarrer holen." — Die Mutter erfüllte nun des Kindes 
Wunsch, der Pfarrer kam. Das arme Wais'lein bezeigte 
eine große Freude über des Seelsorgers Gegenwart, betete 
sehr herzlich, so wahrhaft brünstig, und gab dem Pfarrer 
zu erkennen, daß cS ein innig beständiges Verlangen nach 
dem Himmel habe. Da fragte die Mutter abermal: „LiebeS 
Kind, warum willst Du denn so gern sterben? Du bist ja 
noch so jung." Das Kind antwortete: „Es ist ja im Him¬ 
mel besser, dort komme ich zu meinem lieben Herrn Jesus, 
und Ihr werdet schon auch nachkommen. Indessen lobe ich 
mit meinem Vater den lieben Gott und den Herrn Jesum. 
Weinet Ihr nur nicht um mich!" — Die Krankheit währte 
bis an den neunten Tag. Der Pfarrer Gerber und sein 
Sohn besuchten in dieser Zeit das selige Kind oft — ja, 
wahrhaftig selig, schon auf seinem Lager der Schmerzen! 
Denn sie fanden es immer betend und wie es glaubensfroh 
seine Mutter tröstete, dabei mitten in den sehr großen Schmer¬ 
zen der Entzündung geduldig und still wie ein Lämmlein. 
Am Tage vor seinem Ende sagte es zu seiner Mutter: „Der 
Herr Pfarrer hat mich so oft besucht und mit mir gebetet, 
und Ihr habt nichts, das Ihr ihm geben könnt. Ach, schenkt 
ihm doch meine Henne, wenn ich todt bin, und laßt ihn 
bitten, er solle immer damit vorlieb nehmen?" — Am neun¬ 
ten und letzten Tage der Krankheit waren etliche christliche 
Nachbarinnen bei dem Mägdlein. Da bittet dieses, man 
solle ihm doch das Lied vorsingen: „Wie schön leuchtet der 
Morgenstern." Und als das Lied fast zu Ende, schläft das 
Kind darüber sanft und süß ein. — Seliges Kind! wäre 
mein Herz so wie dein Herz, so treu, so ohne Falsch; wäre 
einst mein Ende wie dein Ende! — Ja, von solchen See¬ 
len heißt es: Diese sind Jungfrauen, und folgen dem Lamme, 
wohin cs geht! von Schub-n. 
52. Kannit verstau. 
Der Mensch hat wohl täglich Gelegenheit, in Emmen¬ 
dingen und Gudelsingen, so gut als in Amsterdam, Betrach- 
tungen über den Unbestand aller irdischen Güter anzustel¬ 
len, wenn er will, und zufrieden zu werden mit seinem 
Schicksal, wenn auch nicht viel gebratene Tauben für ihn 
in der Luft herumfliegen. Aber auf dem seltsamsten Um¬ 
wege kam ein deutscher Handwerksbursche in Amsterdam 
durch den Irrthum zur Wahrheit und zu ihrer Erkenntniß. 
Denn als er' in diese große und reiche Handelsstadt voll
	        
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