Full text: Deutsches Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen

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er eine Menge von Einrichtungen getroffen, die der Arbeit, dem Handel 
und Wandel grosse Vorteile schaffen, welehe die Bildung der einzelnen 
fördern, die Gesundheit der Bewohner bessern und das gesamte Ringen 
und Streben des Volkes zu einem glücklichen Ziele führen helfen sollen. 
Wenn ihr nun überlegt, in wie vielfacher Beziehbung das Leben der 
Menschheit sich geltend macht, in welchem grossen Umfange also auch 
der Staat seine Bewohner schirmen, schützen und fördern muss, so be— 
greift ihr auch, dass eine derartige Vereinigung eine sehr grosse Macht 
besitzen muss. Der Staat erhält dieselbe dadureh, dass alle Bewohner 
desselben sich freiwillig verpflichten, ihre ganze eigene Kraft dem Ge- 
meinwesen zur Verfügung zu stellen, und sie tun dies, indem sie den 
Bestimmungen des Staates in allen Punkten Gehorsam leisten, indem sie 
die volle Summe ihrer Kraft, wenn nötig ihr ganzes Gut, ja sogar ihr 
Leben einsetzen, um das, was der Staat beschlossen hat, zur Durchführung 
zu bringen. 
Preilich kann nicht jeder einzelne Bewohner des Staates für sich 
das Recht in Anspruch nehmen, den Willen des Staates in ausschlag- 
gebender Weise zum Ausdruck zu bringen; denn die Meinungen der 
Menschen gehen oft gar weit auseinander, und wenn ein jeglicher dieses 
Recht besässe, würde eine arge Verwirrung entstehen. Die Völker 
haben darum in jedem Staate nur einen Menschen als denjenigen be— 
zeichnet, der ihren Willen, also die Meinung der Gesamtheit, darstellt, 
und dies ist ĩin den Uonarchien der Fürst, in den Republiken der Präsi 
dent. Es ist ein schweres, verantwortungsvolles Amt, das diess Manner 
zu verwalten haben, denn der Träger des Willens eines ganzen Volkes 
von Nillionen Menschen zu sein, legt gewaltige Verpflichtungen auf die 
Schultern desselben. Damit nun diese auf der höchsten Spitze stehenden 
Manner von dem oft kleinen Treiben der Menschen unberührt bleiben, 
hat man sie mit dem nötigen Schutze umgeben; und weil sie in ihrer 
Person den Gesamtwillen eines ganzen Volkes verkörpern, hat man sie 
ũber alle übrigen Menschen hoch erhoben, indem man sie für heilig und 
unverletzlich erklärte. Es ist ja auch etwas Erhabenes um den Gesamt- 
willen eines Volkes, den Nillionen von Menschen jede Ninute mit ihrem 
Leben zu verteidigen bereit sind, und darum mũssen wir alle den Dräger 
der Ehlren unseres Volkes hoch und heilig halten. Oskar Pache.
	        
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