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3. sebens · und Rildungsgang des Handwerkers.
A. Der Lehrling.
Jung gewohnt, alt getan. — Wohl begonnen, ist halb gewonnen.
Wer früh ausgeht, kommt früh heim. — Wie man bettet, so
schläft man. — Wie die Aussaat, so die Exnte. — Wer säet, der
mahet. Von einem Streiche fällt keine Eiche. — Rom ist nicht
an Linem Tage erbaut. — Im Fluge wachsen die Schwingen. —
LZehrjahre sind keine Herrenjahre. — Wie man die Aussaat hier be—
selt so erntet man in jener Welt.
1. Die Berufswahl.
Wenige Handlungen unseres Lebens sind so wichtig, wie die
Berufswahl, wodurch man den Weg bestimmt, den man einschlagen
will. Wit werden geboren und sterben, ohne unsern Willen, aber
in der Wahl des Berufs sind wir frei, und die Verantwortlichkeit
dieser Handlung fällt ganz auf uns. Und das schlimmste ist, daß,
benn dir einmal den Weg verfehlt haben, wir oft keinen andern
mehr einschlagen können; das Leben ist so kurz, daß wir damit
geizen müssen, ich meine nicht mit Jahren und Monaten, sondern mit
Stunden und Tagen. Ich habe gar viele gekannt, die aus Mangel
an Überlegung den Weg berfehlt hatten und ihr ganzes Leben
damit zubrachten, einen andern zu suchen.
E kann fast scheinen, als ob alle sich in dieser Wahl irren,
denn in der Unterhaltung hört man meist nur Klagen über den Be—
ruf. Wenige sind mit ihrem Beruf zufrieden, viele schmähen und
verfluchen ihn. Wenn man nach diesen Reden verfahren müßte, so
dürfte inan überhaupt keinen Beruf wählen, denn sie wären alle schlecht.
Aber alle diese Klagen darf man nicht für bare Münze nehmen.
Der Mensch klagt immer, und das lateinische Sprichwort: „nemo
a vorte Lontentus“ (niemand ist mit seinem Schicksal zufrieden)
gehört allen Zeiten und Sprachen an. Aber noch aus einem anderen
Grunde lassen sich diese Klagen erklären. Niemand kennt besser die
Mängel und Unannehmlichkeiten, welche gewissen Beschäftigungen
anhängen, als derjenige, welcher sie ausübt. Aber außer allen diesen
berneibungen gibt es noch einen anderen Grund, der sie uns er—
klärt, und zwar den, daß in dieser Welt so viele nicht den Beruf
wählen, für welchen sie geboren wurden.
Und warum?
Weil man bei dieser hochbedentsamen Wahl oft nicht den rich—
tigen, den einzig richtigen Entscheidungsgrund anwendet und sich
duͤrch andere, verschiedene, aber falsche Rücksichten bestimmen läßt.
Wenn ein junger Mensch vor der groͤßen Aufgabe steht, so legt er
sich die Frage vor: Welches ist das Geschäft, welches mich am