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und Rechtschaffenheit war höherer Art. Bei allem äussern
Schein eines leichten Sinnes lag eine Liefe echt religiösen Sinnes
und Gefübls im Herzen“, rühmt ihm Hufeland nach.
Das Gedächtnis des alten Heim aber wird noch lange fort-
leben und fortwirken, wenn er auch keine berühmten Schrift-
woerke hinterlassen hat;
„denn wer den Besten seiner Zeit genug gethan,
der hat gelebt für alle Zeiten.“
Nach Priedrich Lylert.
3. Der Schneider in Pensa.
Der Schneider in Pensa: was ist das für ein Männlein? Sechsund—
zwanzig Gesellen auf dem Brette Jahr aus Jahr ein, für halb Rußland
Arbeit genug, und doch kein Geld — aber einen frohen, heitern Sinn, ein
Gemüt, treu und köstlich wie Gold, und mitten in Asien deutsches Blut,
rheinländische Gastfreundschaft.
Im Jahre 1812, als Rußland nimmer Straßen genug hatte für die
Kriegsgefangenen an der Beresina oder an der Wilna, ging eine auch durch
Pensa. Hier ist der Sitz des ersten russischen Statthalters in Asien, wenn
man von Europa aus hereinkommt. Also wurden dort die Kriegsgefangenen
abgegeben und dann weiter abgeführt in das tiefe, fremde Asien hinein, wo die
Christenheit ein Ende hat und niemand mehr das Vaterunser kennt, wenn's
nicht einer gleichsam als eine fremde Ware aus Europa mitbringt.
Also kamen eines Tages, mit Franzosen untermengt, auch sechzehn
Rheinländer, badische Offiziere, die damals unter den Fahnen Napoleons
gedient hatten, über die Schlachtfelder und Brandstätten von Europa, er—
mattet, krank, mit erfrorenen Gliedmaßen und schlecht geheilten Wunden,
ohne Geld, ohne Kleidung, ohne Trost in Pensa an und fanden in diesem
unheimischen Land kein Ohr mehr, das ihre Sprache verstand, kein Herz
mehr, das sich über ihre Leiden erbarmte.
Als aber einer den andern mit trostloser Miene anblickte: was wird
aus uns werden? — oder: wann wird der Tod unserm Elende ein Ende
machen? — und: wer wird den Letzten begraben? — da vernahmen sie,
mitten durch das russische und kosakische Kauderwelsch, wie ein Evangelium
vom Himmel unvermutet eine Stimme: „Sind keine Deutschen da?“ —
und es stand vor ihnen, auf zwei nicht ganz gleichen Füßen, eine liebe,
freundliche Gestalt. Das war der Schneider von Pensa, Franz Anton
Egetmaier, gebürtig aus Bretten im Neckarkreise des Großherzogtums Baden.
Hat er nicht im Jahre 1799 das Handwerk gelernt in Mannheim?
Hernach ging er auf die Wanderschaft nach Nürnberg, hernach ein wenig
nach Petersburg hinein. (Ein pfälzischer Schneider schlägt sieben- bis acht—
mal hundert Stunden Wegs nicht hoch an, wenn's ihn inwendig treibt.) In
Petersburg aber ließ er sich in ein russisches Kavallerieregiment als Regi—
mentsschneider einstellen und ritt mit ihm in die fremde russische Welt
hinein, wo alles anders ist, nach Pensa, bald mit der Nadel stechend, bald
mit dem Schwerte.