Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen im Königreich Preußen

Die wichtigsten Bodenarten und ihre Verbesserung durch Kultur. 199 
es den Boden aus. Jede nasse Wiese muß also durch offene oder 
verdeckte Gräben entwässert werden. 
Den Wiesengräsern die zum Gedeihen nötigen Bedingungen 
zu bereiten, ist die Aufgabe der rationellen Wiesenpflege. 
H. Stockmayer (Über Behandlung und Pflege der Wiesen. L., Voigt). 
VII. 
Feld und Mald. 
110. Die wichtigsten Bodenarten und ihre Verbesserung 
dureh Kultur. 
Der Boden, den die Natur lieéfert, mub erst umgeschaffen 
werden, damit er den Ansprüchen der Kulturgewächse genügt. 
Hierũber labt uns noch einige Beobachtungen anstellen, zu denen 
dieser tief die Felder durehschneidende Graben Gelegenheit gibt. 
1. Der sandreiehe Acker hat hier wenig Getreide ge— 
tragen, das beweisen die weitläufig stehenden Stoppeln. Um s0 
mehr breiten sich der rote Ampfer, das Ackervergibmeinnicht, 
der Storehschnabel, das Stiefmütterchen und andere anspruchslose 
Unkrãuter aus. Der Graben gibt einen senkrechten Durcehschnitt 
dureh. den Acker. Wir sehen bis zu der Tiefe von einem Meter 
nichts weiter als leichten Sand mit sehr geringen Lehmbeimen-— 
gungen. Dieser Boden wäre besser aufgeforstet worden; für den 
Ackerbau ist er schwer zu gewinnen. Allerdings kann man aueh 
das erreichen, doch nur in langer Zeit und mit groben Kosten. 
Man mub dann Jahre hindureh immer das unfruchtbare Peld mit 
den anspruchslosen, sandliebenden Lupinen bestellen, mub diese 
unterpflũgen, auch Dung dazu geben, um mit der Zeit aus den 
verwesenden Pflanzen- und Tierresten eine Humusschicht zu ge- 
winnen. Das ist sehr kostspielig, und man erhält schlieblich immer 
nicht Boden erster Klasse, weil zu viel Sand in ihm enthalten 
und er deshalb zu trocken ist. 
2. Erfreulicher ist das Bild, das der benachbarte Acker ge- 
währt. Sein Durchschnitt zeigt Sand mit viebreiehb— 
lieherenLehmbeimengungen, Menig schwarze Erde 
liegt in seiner oberen Schicht. Das beweist, daß der Acker nicht 
genũgend gedüngt oder noch nicht lange genug in Kultur gehalten 
worden ist. So sind auch die vorhergenannten, schlechte Wirt- 
schaft verratenden Unkräuter noch immer reichlich genug ver— 
breten.
	        
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