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und die Schraubenwindungen bandförmig gestaltet oder wie Schaufeln an Arme
befestigt. Da überdies eine solche Schiffsschraube immer nur einen einzigen
Schraubengang zu umfassen braucht, so wird man vollends begreifen, daß
äußerlich nur noch geringe Ähnlichkeit mit einer gewöhnlichen Schraube
übrig bleibt.
Ein kleiner Umstand war es, der zu dieser sinnreichen Anwendung der
sonst kaum beachteten Schraube Veranlassung gab. Eine so gewaltige Um—
wälzung auch Fultons Erfindung des Dampfschiffes seit dem Jahre 1808
in der Schiffahrt hervorgerufen hatte, und so groß auch die Bewunderung
war, die man ihr zollte, so exrregte doch der Schaden, den der starke Wellen—
schlag der Schaufelräder an den Ufern der Flüsse verursachte, einige Un—
zufriedenheit, und man setzte im Jahre 1825 einen Preis für die Erfindung
einer neuen, nicht mit diesem Übelstande behafteten Triebkraft aus. Ein
Amerikaner und ein Engländer, Ericson und Smith, lösten gleichzeitig
diese Aufgabe, und im Jahre 1839 schwamm der erste Schraubendampfer
auf den Wellen des Oceans. Längst hat die Schiffsschraube ihre Bluttaufe
erhalten; Kriegs-⸗, Handels- und Postschiffe haben ihre unförmlichen Rad—
kasten mit der einfachen Schraube vertauscht, und in anmutigem Fluge,
sicher und gleichmäßig, sehen wir nun die Schiffe mit unsichtbarem Bewegungs—
apparat die sturmbewegten Fluten durchschneiden. Wer hätte der schlichten
Schraube im täglichen Gebrauche angesehen, daß sie solche Zauberdinge
vollbringen könne! Otto Ule.
45. Die Steinkohlen.
Vor vielen Tausenden von Jahren hat eine wenn auch nur teilweise
Umgestaltung der Erdoberfläche stattgefunden, als deren Hinterlassenschaft
die — Steinkohlen auf uns gekommen sind. Wir sind die glücklichen
Erben dieser unermeßlichen Hinterlassenschaft, obgleich eine ungeheuer lange
Zeit verging, ehe der Mensch auf die Erde kam, um diese beglückende
Erbschaft anzutreten, und ehe er sie wirklich antrat. Die alten Römer
scheinen sie noch nicht gekannt zu haben, und also erst sehr späte Geschlechter
der Menschen begannen, diesen Schatz zu heben.
Wem fällt bei dem Gedanken an die Steinkohlen nicht die ungeheure
Industrie Großbritanniens, Belgiens und Deutschlands ein? Wer denkt
dabei nicht sofort an die Eisenbahnen? Tief unten in der Erde liegt in
vieltausendjährigem Schlummer der mächtige Zauberer, der jetzt überall
dem Menschen hilfreich beispringt, um ihm seine Erze zu schmelzen, seine
Hohöfen zu heizen, seine Eisenhämmer zu heben, seine Millionen Spindeln,
seine Webstühle zu drehen, seine Reisen zu Wasser und zu Lande abzu—
kürzen. Was wäre Großbritannien ohne seine unerschöpflichen Steinkohlen—
vorräte! Die unermeßliche Ausbeute edler Metalle, welche Spanien aus
der neuen Welt heimschleppte, versenkte dieses schöne, reiche Land in Faul—
heit und Sittenlosigkeit und Unwissenheit. Großbritannien wurde groß
durch seine Steinkohlen. Vor reichlich 500 Jahren hatte die jährliche Kohlen—
ausbeute Großbritanniens schon einen doppelt so großen Geldwert als die
jährliche Ausbeute edler Metalle in Amerika.