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die Ewigkeit wie ein unendliches Meer. Nun denn, ein Tag im
Menschenleben, ein „Heute“ ist gerade so, wie eine kleine Welle, die
im Bache schwimmt und sich hebt und glänzt und wieder versinkt.
Es quillt der Tag hervor aus der Nacht und dem Schlaf,
glitzert und zittert eine Weile an der Helle und sinkt wieder hinab
in die Nacht und den Schlaf. So ein Tag ist eine Spanne Zeit,
ein Schritt, ein Pendelschlag, ein Ruck vorwärts.
O Mensch, du kannst die Uhr still stehen machen, aber nicht die
Zeit und nicht dein Heute. Die Gelehrten sagen: Die Erde mit
allem, was darauf ist, jage schneller im Weltenraume fort, als eine
losgeschossene Büchsenkugel, ohne daß wir es sehen. Das ist das
stille Jagen, der stille Sturm der Zeit. Laß dein Leben nicht darin
zerbröckeln und zerstäuben in verdorbene, nutzlos verlebte Tage. Jeder
Tag wird auferstehen von den Toten ins ewige Leben, dir zum
Gericht oder zur schönen Seligkeit. Aber du bist nur Herr und
Eigentümer des heutigen Tages; die vergangenen Tage sind unaus—
löschlich eingeätzt im Buche deines Lebens, und vielleicht kommt bald
das letzte Blatt, dein letzter Tag; und der Sarg, in den sie dich legen,
ist der Gedankenstrich zu deinem verflossenen Erdenleben. Dann nagelt
der Schreiner noch den eisernen Schlußpunkt hinein, der Toten—
gräber aber wirft den Streusand über dich hin mit seiner Schaufel.
Gott behüte dich! A. Stolz
B. In der Forkbildungsschule.
III. Merket auf, daß ihr lernet und klug werdet!
16. Lerne was, so kannst du was!
Man hält es öfter für unrecht, wenn man mehr lernt, als man in
Zukunft zu brauchen meint, und die meisten wollen nur so viel lernen,
als sie dereinst nötig zu haben glauben. Wenn aber einer nicht
mehr Rettichkörner stecken wollte, als er künftig Rettiche bekommen
will, so würde es ihm gewiß fehlen, da eben nicht alles aufgeht,
was man in die Erde legt. So geht es auch beim Lernen; denn es
bleibt nicht alleß was man lernt. Daher muß man so viel in seiner
Jugend lernen, daß auch etwas davon verloren gehen kann. Zudem
kann man nicht wissen, was man in Zukunft brauchen wird. Man
wird auch keinen gescheiten Menschen klagen hören, daß er zuviel
gelernt habe, sondern vielmehr, daß es ihn reue, nicht mehr gelernt
zu haben. Bettelleute haben zu ihrer Haushaltung nicht viel nötig;
wenn man aber eine rechte Haushaltung führen will, so wird viel
dazu erfordert. Flattich.