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6. Ein Voll, ein Herz, ein Vaterland. (1871)
1. Ob wir, in Not und Schmach versunken,
In blut'gem Hader uns entzweit,
Uns blieb ein lichter Gottessunken, —
Der Traum der deutschen Herrlichkeit.
Und häuften sich die Ceidenstage,
Daß schon der Treusten Hoffnung schwand,
Fort klang's wie eine heil'ge Sage:
Ein Volk, ein Herz, ein Vaterland!
2. Das klang durch unsre schönsten Lieder,
Das traf die deutsche Brust mit Macht;
Von Strom und Bergen hallt' es wieder,
An unsern Marken hielt es Wacht.
Und als des Kampfes wilde Flammen
Entlohten von verruchter Hand,
Da standen endlich wir zusammen:
Ein Volk, ein Berz, ein Vaterland!
3. Und hexrlich ist das Werk gelungen,
Der Feind geworfen in den Staub,
Mit unserm Blut ihm abgerungen
Der nie verjährte schnöde Kaub;
Des Sieges volle Kränze schlingen
Um uns ein unzerreißbar Band;
Nun soll's in Ewigkeit erklingen:
Ein Volk, ein Herz, ein Vaterland!
Albert Träger.
4. Die deutsche Vacht.
Wer, wenn das Vaterland in Not ist, einen andern
Gedanken als dessen Rettung fühlt, ist nicht wert,
in einem freien Staate zu leben.
Münzer.
1. Die Wacht am Rhein.
1. Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
Wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
„Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!
Wer will des Stromes Hüter sein?“
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!