Full text: Deutsches Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen

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Daran hatte der Meister Fix noch gar nicht einmal gedacht. 
„Aber sagen Sie nur,“ fuhr Herr Böckelmann fort, „können Sie denn 
diese Art Arbeiten auch leisten, Meister Fix?“ 
„Das schon, Herr Böckelmann, wenn ich nur die Einrichtung dazu 
hätte,“ antwortete Meister Fix artig, indem er seine Rechnung quittierte. 
Zum Nuckuck auch! Weshalb schicke ich denn nach Erfurt und lasse 
mir den Krempel für schweres Geld hierher transportieren, wenn ich die 
Geschichte in der nächsten Nähe haben kann.“ 
WMeister Fix zog bescheiden die Schultern. „Meine Werhstatt ist zu 
klein dazu, Herr Bbaelmann und Sie wissen wohl, — ein kleiner Hand⸗ 
werker kann sich keine große Anlage leisten.“ 
„Dummes Zeug! So eine Werkstatt kostet doch nicht alle Welt?!“ 
„Ein tausend Tälerchen reichen aber kaum dazu hin.“ 
„Ist denn das was? Soviel kosten mich die Faulpelze bald schon, die 
nun bereits sechs Wochen hier herumlungern und nicht von der Stelle 
kommen. Ihr habt heute mehr geschafft an dem einen Tag, als die Kerle 
in den ganzen sechs Wochen geleistet haben. Abgemacht, Meister Fix, 
ich schicke die Monteure noch heute nach Haus, Sie stellen das Gewächs— 
haus fertig auf, und ich zahle Ihnen gleich zu ihren 500 Mark dort noch 
500 Mark Vorschuß, damit Sie die Sache flott in die Hand nehmen können. 
Wenn Sie mehr gebrauchen, dann müssen Sie es sagen. Sobald das Ge— 
wächshaus fertig ist, will ich einen großen Stall aus Wellblech in Eisen— 
konstruktion herrichten, und dann sind noch einige Arbeiten im Garten und 
in den Ställen zu machen. Richten Sie sich dazu ein! Das Geld, welches 
Sie zur Erweiterung Ihrer Werkstatt gebrauchen, leihe ich Ihnen; Sie 
werden es abtragen können, wenn Sie erst im Gange sind.“ 
„Holdrio!“ Der Meister Fix sprang mit seinen 1000 Mark in der 
Tasche nach Hause, daß ihm alle Spatzen weit aus dem Wege flogen. Nun 
brauchte er wegen der anderen Rechnungen gar keinen Schritt mehr zu 
gehen. „Holdrio!“ 
Vor der Tür seines Wohnhauses traf Meister Fix den Xaver Hente 
bei dem Trudchen an. Herr Böckelmann hatte sein Wort schon wahr ge— 
macht und die beiden Monteure davon gejagt. Auch das Trudchen schien 
nicht übel Lust zu haben, den Xaver Hente davonzuschicken, so ein bitter— 
böses Schmollgesichtchen hatte es aufgesetzt. Als der junge Gesell aber 
beim Meister um Vergebung bat wegen seiner Ungezogenheit von früher 
her und wieder um Arbeit in des Meisters Werkstatt anfragte, da blickte es 
schon freundlicher darein. 
Dem Meister Fix aber kam der Xaver gerade recht, denn nun ge— 
brauchte er Gesellen, mehr denn einen sogar. So blieb der Xaver. 
Den Neubau in Herrn Fabers Villa hat Meister Fix darauf zur 
größten Zufriedenheit des Bauherrn ausgeführt und ein schönes Stück Geld 
dabei verdient. Auch den Gewächshausbau bei Herrn Böckelmann hat er 
schnell zu Ende geführt, und dann hat er seine Werkstatt erweitert; er hat
	        
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