Full text: Größeres Lesebuch für Fortbildungsschulen in Stadt und Land

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ist, und die aus davongelaufenen oder verabschiedeten Matrosen, Soldaten 
und einigen Glücksrittern oder Abenteurern besteht. 
Die Stadt Kalkutta bn jetzt ungefähr über 1 Mill. Einwohner. 
Sie ist der Sitz des Vicekönigs von Indien, eines englischen Bischofs, 
des höchsten Gerichtshofes, vieler bedeutender Unterrichtsanstalten, der 
berühmten 1784 gegründeten Asiatic Society, einer großen Missions— 
gesellschaft u. s. w. Die Industrie ist bedeutend, noch viel bedeutender 
äber der Handel; Kalkutta ist einer der ersten Handelsplätze der Welt. 
Die Ausfuͤhr läßt sich auf ungefähr 450 Mill Mark berechnen. Die 
größten Schiffe kommen nicht bis zur Stadt, sondern landen in Diamant— 
Harbour an der Mündung des Hugli. 
Die Lage von Kalkuͤtta in einem niedrigen Lande, umgeben von 
Sumpfseen und Waldung, ist keine glückliche und gesunde. Die Hitze 
steigt im April auf 389 0. und sinkt erst im December unter 169. Seit 
1698 war das hier stehende, armselige Fischerdorf Gowindsna Besitztum 
der englischen Kompagnie. 1751 gab es darin erst 70 englische Wohn— 
häuser, und da wo jetzt der schönste Stadtteil liegt, war damals noch 
Waldung und Wiese. Seit 1773 wurde Kalkutta Sitz des General— 
gouverneurs. Und die pagrn die nach einander in Madras, Surat 
ünd Bombay ihren indischen Centralpunkt gehabt, hat richtig gesehen; 
denn in dem vielarmigen Mündungslande zweier Zwillingsströme, nahe 
dem Zusammenstoßen beider Indien, liegt „die providentielle Hauptstadt 
beider indischen Halbinseln.“ Daniel. 
86. Die Sahara. 
Die Sahara, die größte aller Wüsten — sie umfaßt an 120000 
Quadratmeilen, ist also , von Europa oder beinahe Zmal so groß als 
das Mittelmeer — erstreckt sich vom Südabhange des Atlasgebirges und 
von dem Hochlande von Barka bis zum Niger und bis gegen den 
Tschadsee ünd dehnt sich vom Alinntischen Meere bis zum Arabischen 
Meerbusen aus, im Osten nur durch den Nilstrom unterbrochen. 
Man scheidet die Wüste in zwei ungleiche Teile. Der größere 
westliche Teil ist die Sahel, der kleinere östliche die libysche und nubische 
Wüste. Die Sahel ist von der nubischen und libyschen Wüste bedeutend 
verschieden. Die letzteren sind nicht so öde, uneben, steinig und felsig, 
haben mehr Oasen, in der Richtung des Nilflusses gar eine ganze Reihe 
und einen oft mit Salzkrystallen überzogenen Boden. Die Sahel ist 
fast eben, hat wenige und kleine Dasen und besteht aus feinem Flug— 
sande, der sich bis än das Atlantische Meer ausdehnt. 
Man denkt sich gewöhnlich die Sahara als eine vollkommene Ebene 
und stellt sich dieselbe oft als ein ununterbrochenes Sandmeer vor, in 
welchem der Reisende in tiefem Sande waten müßte. Der Boden der 
Sahara zeigt sich indes bei näherer Betrachtung voller Verschiedenheiten. 
Bedeutende Erhöhungen giebt es vorzugsweise in dem kleineren östlichen 
Teile; in der Sahel sind es unbemerkbaäre Hochflächen oder Sandhügel. 
Das Erdreich besteht bald aus dünnem, unstetem Flugsand, bald aus
	        
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