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Zuflucht, nichts kann die Ausdünstung herstellen. Vergeblich sucht man
Muhlung; alle Körper, welche sie sost gewähren, täuschen die sie be—
rührende Hand. Wehe dem Reisenden, den dieser Wind plötzlich über—
rascht. Nur durch das schnelle Bedecken des Gesichtes und das Nieder—
legen auf die Erde kann man der drohenden Gefahr entgehen. — Große
Gefahr bringen in der Wüste auch die Sandstürme. Es ereignet sich
nicht selten, daß heftige Wirbelwinde die Sandmassen gleich Meereswogen
in Bewegung setzen, aufwühlen und als turmhohe Sandsäulen in die
Höhe wirbeln. Die Leiden der Reisenden während eines Sandsturmes
find unbeschreiblich, und der gewisse Tod steht jeden Augenblick bevor.
Die ganze Luft ist dann voller Staubwolken, so daß man nicht zwei
Schritte weit sehen kann. Dabei steigt die Hitze zu einem erstaunlich
hohen Grade. Die Pferde recken die Zungen aus dem Halse hervor und
bäumen sich; die Menschen werden von dem schrecklichsten Durste gequält;
nur das Kamel erträgt alle Beschwerden mit Ruhe und Geduld
Eine andere Merkwürdigkeit der Sahara ist die Luftspiegelung,
welche die Italiener Fata Moxrgana nennen. Es erscheint nämlich dem
Wüstenwanderer zuweilen mitten in der Einöde am Horizont, etwa auf
eine Stunde Wegs Entfernung, eine grüne Gegend, aus der Palmen
die Häupter heben, sich behaglich im Winde schaukelnd; oder der Reisende
glaubt in nicht zu weiter Ferne ein schattiges Thal, einen kleinen See,
äine Karawane mit Reitern, bepackten Kamelen und dergl. zu erblicken
Das Bild, welches anfangs trübe erschien, wird immer deutlicher und
zuletzt so klar, daß man es mit einem schnellen Rosse in drei Minuten
glaubt erreichen zu können. Welch ein Trost für die Durstenden, Müden,
Halbverschmachtelen! Da fängt das Bild wieder an zu erblassen oder
hebt sich hoch in die Luft und erscheint zuweilen auch verkehrt, so daß
aälles auf dem Kopfe steht; endlich verschwindet es, und die heiße, end—
lose Wüste dehnt sich wieder unabsehbar vor den Blicken der Wan—
derer aus.
Doch das Sandmeer hat auch seine grünenden, fruchtbaren en
es sind dies die Dasen, welche, etwa 30 an der Zahl, in der Wüste zer—
streut liegen. Diese Oasen sind grüne, quellreiche, mit Dattelpalmen be—
wachsene Plätze, gewöhnlich Thäler, die rings von Anhöhen umschlossen
sind, welche den Wüsltensand abhalten. Auf den Reisenden macht die
frische und ruhige Schönheit der Oasen einen höchst erquickenden Ein—
druck. Sie bilden gleichsam die Ruheplätze und Gasthöfe der Karawanen,
deren Weg von einer zur anderen führt. Wege giebt es eigentlich in
der Wüste nicht; es sind schmale Sandpfade, wo ein Mensch und ein
Tier hinter dem anderen geht; oft sind es auch ungebahnte Strecken
wo nuͤr ein fernes Feld, ein Hügel oder ein Dattelbaum auf einem
rünen Fleckchen den Wegweiser machen. Die größte Dase ist Fezzan,
ig von Tripolis, länglich rund, von öden Gebirgen wie von einem
Ringe umschlossen. Sie ist 60 Meilen lang und 40 Meilen breit und
das Ziel vieler Handelsfarawanen, so daß in den 100 Flecken und
Dörfern, vorzüglich aber in der Hauptstadt Murzuk, ein beständiger
Markt gehalten wird.