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Wirtschaftslehre.
92. Über einige wirtschaftliche Fragen.
Der Zwang zur Arbeit liegt für den Menschen in seinen
Bedürfnissen. Ehe er an Höheres und Edleres denken kann, muß
für das Notwendige, nämlich für Nahrung, Kleidung, Wohnung
und Brennmaterial, kurz für den Lebensunterhalt gesorgt sein.
Deshalb lebt in jedem Menschen der Trieb, zunächst diese Bedürf⸗
nisse zu befriedigen.
Hiezu gibt ihm die Natur die Mittel in Form von Roh—
produkten, welche er durch Arbeit in verschiedenster Weise für sich
nutzbringend machen kann. Indem er dies thut, verwandelt er für
sich das rohe Naturprodukt in ein Gut, dessen Brauchbarkeit in
dem Maße wächst, als es geeignet ist, für den Bedarf verwendet
zu werden.
Dadurch, daß er sich bemüht, diese Brauchbarkeit der Güter
untereinander und im Vergleich zu seinen Bedürfnissen abzuschätzen,
gewinnt er den Maßstab für die Beurteilung ihres Wertes.
Neben diesem Gebrauchswert kann aber auch der Tausch—
wert eines Gutes zur Geltung kommen, sobald der Gebrauchswert
einer Sache mit jenem einer anderen verglichen wird. Der Mensch
ist im täglichen Verkehr unausgesetzt mit solchen Wertschätzungen
beschäftigt; je öfter er schätzt, desto weniger pflegt er dabei dem
Irrtum unterworfen zu sein. Übung macht auch hier den Meister.
Kein Gut wird gewonnen ohne Arbeit. Darunter ist aber
nicht etwa nur die körperliche Arbeit verstanden, wenn sie auch
zunächst ins Auge fällt. Wer gewohnt ist, körperlich zu arbeiten,
läßt oft keine andere Arbeit gelten als die, welche Schweißtropfen
hervorpreßt und rauhe Hände macht. Das ist weit gefehlt. Die
geistige Arbeit ist mitunter weit schwieriger. Ohne Mühe und
Plage kommt keine Arbeit zu stande; sie ist an und für sich kein
Vergnügen, und davon macht auch die geistige Arbeit keine Aus—
nahme.
Bekanntlich wird jede Arbeit in einer bestimmten Ordnung
gethan, und wenn sie einen gewissen Umfang erreicht, fordert sie
auch eine entsprechende Teilung. Nur dadurch ist es möglich,
so viel und so vielerlei zu produzieren.