Full text: Nürnberger Fortbildungsschullesebuch

D 20 
DÊ 
Dergleich urteil' in dieser Zeit 
Nicht über weltliche Obrigkeit, 
Weil sie von Gott ist auserwählt 
Sein Volk zu regieren auf der Welt. 
Und wenn sie seine Gebote bricht, 
Wird Gott es sein, der Urteil spricht; 
Darum kein Mensch urteilen soll. 
Bitten und beten mag man wohl, 
Daß Gott uns woll' die Sünd' verzeihen 
Und seine Gunst und Gnad' verleihen 
Im Regiment der Obrigkeit, 
über deren Herzen er gebeut, 
Daß Ruh' und Frieden auferwachs' 
In der Christengemeinde, wünscht Hans Sachs. 
16. Am Wäãrtetrhaus. 
Ich stand so oft als Knabe 
Am kleinen Wärterhaus, 
Cugt nach den Dampfeswolken 
Der LCokomotive aus. 
Und wenn dann heulend, zischend 
Gebraust kam der Koloß 
Von weitem langsam . . .. sausend 
An mir vorüber schoß: 
Dann starrte ich wohl lange 
Dem letzten Wagen nach, 
Bis leer vor mir und einsam 
Der Strang der Schienen lag! 
„Wer auch so könnte fahren 
Hinaus ins weite Landl“ 
Mir hat im kleinen Herzen 
Die Sehnsucht heiß gebrannt. 
Nun bin ich hinausgefahren 
Mit sausendem, brausendem Zug, 
Ein Jüngling, voller Sehnsucht 
Das Herz mir bebend schlug. 
Und mächte doch wiederkehren 
Zum kleinen Wärterhaus 
Und wieder als Knabe lugen 
Den Schienenstrang hinaus! 
Georg Frhr. v. Ompteda. 
17. Am Amboßz. 
Mir griff des Lebens harte Faust 
Schon in die krausen Kinderlocken: 
Den Knaben hat es derb zerzaust, 
Hat ihn umsungen und umsaust, 
Und wahrlich nicht mit Blütenflocken. 
Und „Schaffen!“ rief's, „die Stunde flieht!“ 
Und trieb mich aus der Mutter Kammer: 
„Nur der hat recht, der recht sich müht; 
Du selbst bist deines Glückes Schmied.“ 
Ich weint' und faßte Zang' und Hammer.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.