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Bergleute sind vielfach die Bewohner. Der Erzgebirger ist meist mittel-
groß, hager von Gestalt. Er ist anstellig und geschickt, offen, rechtschaffen
und fromm. Ehrlichkeit und Treue sind schätzenswerte Eigenschaften
an ihm. Obwohl nicht reich, ist er doch gastfrei und teilt gern sein
schlichtes Mahl mit einem Gaste. Doch hat er auch seine Fehler:' er spart
selten bei gutem Verdienst, ist oft leichtsinnig und vergnügungssüchtig.
Lobenswert ist sein tiefes, reiches und weiches Gemüt, seine Gefälligkeit
und Dienstfertigkeit dem Fremden gegenüber, sein nie rastender Fleiß und
seine stille Genügsamkeit und Bescheidenheit. Er liebt die Musik, pflegt
den Gesaug und lauscht gern den vielen Sagen, welche das „ Großmütterchen"
in stiller Abendstunde von den Berggeistern, den Zwergen und dem wilden
Jäger zu erzählen weiß, wenn der Wintersturm draußen den Schnee um
das kleine Häuschen wirbelt, im traulichen Stübchen drinnen aber der
mächtige Ofen behagliche Wärme spendet.
III. Elbsandsteingebirge.
Es liegt zwischen der Gottleuba, der Kirnitzschquelle und der Wesenitz,
rechts und links von der Elbe. Der höchste Berg befindet sich wie beim
Erzgebirge schon in Böhmen, es ist der Schneeberg, 723 m hoch.
Höchster Berg dieses Gebirges in Sachsen: Großer Zschirnftein
561 in. Andere Berge sind: Gr. Winterberg 551 m, Zirkelstein 384 m,
Papststein 452 m, Pfaffenstein 428 m, Königstein 360 m, Lilienstein 419 m,
Cottaer Spitzberg 386 m, Bastei 315 m. Eine merkwürdige Felsbildung
ist der wie ein Thor gestaltete „Kuhstall" bei Schandau. Schöne Gründe
oder Thäler: Biela- und Gottleubagrund, Uttewalder und Liebethaler Gruud,
Polenz- und Kirnitzschgrnnd.*
Aus der Geschichte des Gebirges.
In alter Zeit und noch vor dem Jahre 1786 hieß das Elbsandstein-
gebirge die „Heide", die Gegend um Schandau nannte man „die Felsen
über Schandau", später kam der Name „Sächsische Schweiz" auf. Die
ersten Ortschaften find nachweisbar von den Sorben angelegt worden und
mag der schon in alter Zeit bestehende Elbhandel zur Gründung von Pirna,
Wehlen, Ratheu, Schandau u. s. w. Veranlassnng gegeben haben. Zahl-
reiche Dörfer entstanden im Gebirge selbst durch deutsche Einwanderung
im 12. Jahrhundert, auch erhoben sich zu jener Zeit feste Burgen an der
Elbe, z. B. bei Schandau, Wehleu, Rathen, Königstein und auf dem Lilien-
stein. Trotzdem blieb der größte Teil des Gebirges unzugänglich, und wo
jetzt mühsam gebahnte schöne Wege führen, war Wildnis. In den finstern
Schluchten hausten der Bär, der Wolf, der Luchs und die wilde Katze.
Im 30jährigen Kriege, der unser Vaterland so entsetzlich verheerte, bot
das Gebirge noch willkommene Verstecke genug. Manche Felshöhen, die
* Der Kirnitzschgrund bietet an der „Oberen Schleuse" bei Hinterhermsdorf Land-
schaftsbilder von großartiger und seltsamer Schönheit.