regung versetzte, welche die Wiederholung tumultuarischer Auf-
tritte fürchten ließ. Als der Zelot, mit diesem Erfolge nicht
zufrieden, auch die Kanzel der Petrikirche begehrte, wurde ihm
diefe nicht nur verweigert, fondern die Statthalter trieben ihn
aus der Stadt. Die Knrfürstin geriet dadurch so in Zorn,
daß sie drohete, jenen die Köpfe abzureißen, und die Mark
verließ, um sich nach Schweden zurückzuziehen, von wo es ihr
gelang, jene Maßregel rückgängig zu machen.
Man kann überhaupt nicht behaupten, daß die Märker
von dem Ernste der Zeit eine Ahnung hatten. Der gemeine
Mann hatte zu sehr an der Last der Gegenwart zu tragen, als
daß er sich um die Zukunft oder um Staatsangelegenheiten
gekümmert hätte; auch die gebildeteren Stände lebten in den
Tag hinein, als stünden keine Gewitterwolken am Himmel.
Man lief in die Komödien, ergötzte sich an den Künsten um-
herziehender Gaukler und lärmte mit Trommeln und anderen
Instrumenten aus den Gassen umher. Der Hof erließ wohl
Verbote gegen dieses leichtsinnige Treiben, in welche auch die
damals üblichen Schulkomödien eingeschlossen waren, ging im
Übrigen aber tu leichtfertiger Vergeudung feiner kärglichen
Mittel mit bösem Beispiele voran. Zu der Taufe des jungen
Kurprinzen wurden von der kurfürstlichen Hofhaltung nicht
weniger als 4000 Tonnen Bier verbraucht, wozu 283 Wispel
10 Scheffel Malz und 89 Wispel Hopfen verwendet waren.
Die Zechereien kamen auch am kurfürstlichen Hofe tu Königs¬
berg sehr in Schwung, und hervorragende Leistungen darin
brachten Ehre und Gewinn. Ein Herr von Burgsdorf rühmte
sich später gegen den großen Kurfürsten, daß zu seines Vaters
Zeit ganz ein anderes Leben gewesen, wo es so herrlich her-
gegangen sei, daß man noch durch Zechen ein stattliches Ritter-
gut gewinnen konnte. Dieser Herr von Burgsdorf trank wäh-
rend der Mahlzeit 18 Maß Wein, ein ganzes Maß in einem
Zuge, ohne Athem zu schöpfen*).
*) Er wurde später durch den Einfluß der Kurfürstin Henriette
gestürzt.