Object: Geschichte von Göttingen und Umgegend ([2])

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Unb ob er nicht Sächsischer Sprache gantz seyn wirb, hoffe ich 
boch, er soll woll zu vernehmen sein, weil auch zu Braunschlveig 
Oberlänbischer Sprache Predige^ angenehm, sinb. Der andere, Licenciat 
Basilius, wirb bald folgen, benn er sein Ackerwerk und Vieh so eilend 
nicht verkaufen kann. Derhalben er auch verziehen muß und schwer¬ 
lich auszubringen ist. Es will hier büttne werben mit Pfarrherrn. 
Die Ernbte ist groß unb ber Arbeiter wenig. Das macht, man halt 
sie auch barnach. Hoffe aber, Eure Weisen sollen zwey gelahrte ge¬ 
schickte Männer haben an Ihnen. So kan Ehren Basilius beyde 
guth Sächsisch und Oberländisch. 
Befehle sie hiemtt Eure Weisen in aller Zuversicht. Sitte auch 
wollet ihnen Zehrung auf ben Weg gestatten. Ich habe sie berweil 
borgen heißen, Gott gebe, baß sie große Frucht bei Euch allen 
schaffen zu Lob unb Ehre Gott, unb zu euer aller Seligkeit. Amen. 
Zu Wittenberg am 11. Januar 1531. 
Martin Luther. 
Ein Jahr nach Erlaß ber Kirchenorbnung waren alle Pfarren 
ber Stabt mit evangelischen Prebigern besetzt. Der Prediger zu 
St. Johannis würbe zum Superintendenten ernannt. Nachdem Herzog 
Erich gestorben war, bestätigte Elisabeth endgültig sämtliche Prediger 
unb gewährte ihnen ein festes Diensteinkommen aus ben alten 
Pfarrgütern. Später würben auch bie Pfarrer zu St. Albani unb 
St. Jakobi Superintenbenten. 
4. Nun mußten bie Mönche ihre Plätze verlassen. Paultner und 
Barfüßer zogen aus, ba sie sich ber Kirchenorbnung nicht fügen wollten. 
Ihre Güter verfielen ber Stabt. Die Kalanbsbrüberschaften lösten 
sich auf. Die Deutschritter blieben zwar im Besitze ihres Hofes, aber 
sie mußten ben evangelischen Prebiger an ber Marienkirche unterhalten. 
Die Nonnen bes St. Annenflosters nahmen einen evangelischen 
Prebiger an unb blieben baher im Besitze ihrer Stiftung. Noch heute 
besteht bas Kloster als Stift, bessen Vermögen, von welchem mehrere 
würbige Jungfrauen unterstützt werben, nebst dem Vermögen ber anbern 
milben Stiftungen von ber Stabt verwaltet wirb. Die Wenigen, welche 
ber katholischen Lehre auch ferner anhingen, besuchten ben Gottesbienst in 
Geismar unb Nikolausberg. Für seinen Religionswechsel mußte Göt¬ 
tingen bem Lanbesherrn, ber schließlich keinen Einhalt mehr gebieten 
konnte, eine Strafe von 8750 Thaler zahlen. 
36. Die im Fürstentum Kalenlrerg- 
Götlingerr 
1. Da Erich ber Altere kein Eiferer in Glaubenssachen war, so 
fanb hier unb ba in seinem Laube, besonbers in ben vier großen 
Stabten Göttingen, Northeim, Hannover unb Hameln, bie evangelische 
Lehre Eingang. Im Jahre 1538 trat Erichs Gemahlin Elisabeth 
mit ihren Frauen unb Mägben öffentlich zum lutherischen Bekenntnis 
über, inbem sie sich aus bem Schlosse Mitnben von bem Prebiger
	        
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