Full text: (Für Septima) (Abteilung 2, [Schülerband])

— 66 — 
31. Krtegserlebntjje eines Kfyeinbünölers während der 
Völkerschlacht. 
Wie furchtbar der Rnprall der Verbündeten war, bezeugt die 
Schilderung, die ein Rheinbündler gibt über seine Erlebnisse während 
der gewaltigen Völkerschlacht, wir geben den Bericht gekürzt wieder 
(vollständig: Röhrig, Unter ber Fahne des ersten Napoleon, Geibels 
Verlag in Hltenburg, S.-H. 2,60 M. geb.). 
Hm 14. Oktober kamen wir in ber Ebene Leipzigs an und lagerten 
uns. Bald hieß es: „Hrt die Gewehre!" Venn die Österreicher mar¬ 
schierten uns gegenüber auf. Doch wurden nur ein paar Kanonen¬ 
kugeln gewechselt. Beim Hnbruch der Nacht erhob sich ein solcher 
Sturm aus Südwest, daß wir kein Feuer behielten. (Erst spät in der 
Nacht konnten wir ein paar Kartoffeln abkochen. 
Hm 15. Oktober nahmen wir bei Tagesanbruch eine andere Stel¬ 
lung. von allen Seiten kamen Truppen anmarschiert. Hm Morgen des 
16. Oktobers sah man nichts als Himmel und Soldaten aller Waffen¬ 
gattungen. Man sah schon an den Hufstellungen, daß es ein heißer 
Tag werden würde, und daß mancher sein letztes Hemd anhatte. Wir 
änderten unsere Stellung abermals und kamen den Österreichern gegen¬ 
über zu stehen. Wir zündeten bald Feuer an, um unser Fleisch zu kochen, 
nach welchem uns der Mund wässerte. Jede Kompagnie bekam zwei 
Hammel und zehn Brote. Die Gewehre waren zusammengesetzt, wir 
lagen um die Feuer im Kreise herum. Der Kaiser Napoleon stand 
etwas linkerhand vor uns auf einer kleinen Hnhöhe mit dem Fern¬ 
rohr in der Hand, sein Schimmel neben ihm. 
Huf einmal hieß es: ,,Rn die Gewehre!" ,,Der Kaiser kommt! 
von allen Seiten ertönte ber Huf: „(Es lebe ber Kaiser!" 3n demselben 
Rugenblicfe gingen alle vor uns befindlichen Batterien los, so daß 
die Kugeln wie Hagel fielen oder vorbeizischten. Die erste oder zweite 
nahm einem Soldaten das Bein und unsern Feldkessel mitsamt dem 
Fleische fort, wir hatten uns umsonst darauf gefreut. 
Der Kaiser kam etwa 50 Schritte links an uns vorbeigesprengt, 
und zwar in einem solchen gestreckten Galopp, wie ich noch nie ein 
Pferd laufen sah. Die Kanonenkugeln schlugen links und rechts, vor 
ihm und hinter ihm in den Boden, so daß ihm der aufgewühlte (örund 
über dem Kopfe zusammenschlug. Mit der Rechten hielt er den Säbel 
und mit der Linken den Hut auf dem Kopfe fest. Jeden Hugenblick 
glaubte man ihn getroffen; aber er galoppierte unversehrt hindurch.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.