Object: Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten (Teil 1)

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fassen und hat zu gleicher Zeit den tiefsten Schmerz zu empfinden. Da 
ist es ihm wie manchem andern Krieger ergangen, der auch einen tot¬ 
kranken Vater, Bruder ober Sohn, eine sterbende Mutter, Tochter oder 
Schwester zurückließ. 
Aber es half nichts! Der kleine, liebe Prinz starb, unb ber Vater 
mußte fort. Es galt bie Thränen zu unterbrücken unb ben Leuten zu 
zeigen: Gott hat es so geschickt; bas Schicksal ist nicht zu anbetn; hier 
bin ich, einer wie ihr! Leib unb Freub haben wir zu teilen unb wollen 
es teilen, vorwärts! Mit Gott für König unb Vaterlanb! 
Zusammenfassung. Erzähle! 
Überschrift. Der leibvolle Auszug in 1866. 
Anbers geschah es 1870. 
Unb wieder geyt's zum Kriege; die Fahne wieder weht. 
An des Prinzeßleins Wiege der treue Vater steht. 
Die raschen Boten laufen, die Paten kommen an; 
Er läßt sein Kind noch taufen, wie mancher Landwehrmann. 
Er geht von seinem Weibe, er fühlt wie wir den Schmerz. 
Ihm schlägt im Heldenleibe das treue, deutsche Herz. 
Dann schwingt, er sich zu Pferde und zieht zum Kampf hinaus 
Für heil'ge deutsche Erde uni) für das deutsche Haus. 
Am Grab' und an der Wiege haben wir ihn geseh'n. 
Es soll voran zum Siege mit Gott der Kronprinz gehn. G. Hesekiel. 
1. Vorlesen burch den Lehrer. 
2. Nachlesen burch bie Schüler. 
3. Betrachtung. 
Also biesmal an ber Wiege — bas vorige Mal am Grabe. In 
ber Familie war ein frohes Fest zu erwarten, Kinbtause. Daraus freuten 
sich schon alle: Eltern, Großeltern unb Geschwister ber kleinen Prinzessin. 
Man gebachte sich einmal recht herzlich froh zu zeigen. Da plötzlich bricht 
ber französische Krieg aus; wie aus heiterem Himmel kam bie Unglücks¬ 
botschaft. Statt eines frohen, gemütlichen Tauffestes also ein schnelles 
Eilen. Boten werben gefanbt, um bie Paten zusammenzurufen. Denn 
in bie christliche Gemeinschaft will ber Prinz fein Kinb noch aufnehmen 
lassen, bevor er hinauszieht zum Kampfe, von bem er nicht weiß, ob er 
aus ihm wiebertehrt. So ging es ihm abermal wie manchem Lanbwehr- 
manne, ber sein Weib unb sein kleines Kinb verlassen mußte, um hinaus 
in ben blutigen Streit zu ziehen. Wie gerne hätte er gesehen, wie sein 
Kinblein heranwuchs! Das ist bie größte Freube eines Vaters. Doch 
bas sollte nicht fein. Drei bange Vierteljahre sollten ins Lanb gehen, 
bevor er es wiebersah. Aber boch war es für ihn ein froherer Auszug 
als vor vier Jahren; bertn ber Auszug ging nicht aus einem Trauerhause, 
sonbern aus einem fröhlichen Festsaale. Unb ber Kronprinz nahm's als 
gute Vorbebeutung. So rückte er wieber ins Felb mit Gott für König 
unb Vaterlanb.
	        
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