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weil dieser Widerruf verlangte, keinen Erfolg hatte (Oct. 1518). 
Nun trat der päpstliche Kämmerer Karl von Miltitz zu Alten¬ 
burg mit Luther in Unterhandlung (Jan. 1519) und vermochte 
diesen nicht nur, einen ehrerbietigen Brief an den Papst zu 
schreiben, sondern auch das Versprechen abzugeben, er wolle fortan 
schweigen, wenn auch die Gegner schwiegen. Als aber Dr. Eck 
aus Ingolstadt Luthers Sache in der Person seines Freundes 
Karlstadt angriff, fühlte sich Luther verpflichtet, diesem beizu¬ 
stehen. Die Disputation zu Leipzig zwischen Eck, Karl¬ 
stadt und Luther (27. Jun. —15. Juli 1519) hatte den Erfolg 
innerer Kräftigung für letzteren, und als Eck eine Bannbulle 
gegen ihn verbreitete, sagte er sich zuerst in öffentlichen Schriften 
('An Kaiser und Adel von des geistlichen Standes Befserung' und 
tVon der babylonischen Gefangenschaft der Kirche'), am 10. Dec. 
1520 durch die Verbrennung der Bulle, des kanonischen 
Rechts und der Schriften Ecks von dem Papst los. Schon hatte 
er in den Herzen des Volks mächtigen Anklang gefunden, schon 
boten ihm die Reichsritter ihre geistigen und weltlichen Waffen 
(Ulrich von Hutten. Franz von Sickingen) zur Unterstützung. 
§ 11. Höchst bedeutsam war der erste Reichstag, den 
Karl V 1521 zu Worms hielt. Neben den weltlichen Geschäf¬ 
ten, welche Erneuerung und Vervollständigung der Einrichtun¬ 
gen Maximilians und die Einsetzung eines Reichsregiments als 
Stellvertretung für den Fall der Abwesenheit des Kaisers be¬ 
trafen, wurden auch die Kirchen-Angelegenheiten verhandelt. 
Karl V liefs Luther unter freiem Geleit vor den Reichstag laden, 
wo dieser am 18. April die Erklärung abgab, dafs er ohne 
Ueberführung aus Gottes Wort nicht widerrufen könne, trotz 
des Eindrucks aber, den er auf Viele hervorbrachte, doch weder 
den Kaiser noch die papistischen Gegner gewann. Nachdem 
ihm das freie Geleit für die Heimkehr zugestanden war, wurden 
er und seine Anhänger nachträglich durch das Wormser Edikt 
(26. Mai) geächtet und die Verbrennung seiner Schriften ange¬ 
ordnet. 
Indes hatte Friedrich der Weise heimlich Luther auf die 
Wartburg bei Eisenach bringen lafsen, wo er als Junker 
Jörg unerkannt lebte. Hier begann er das segensreiche Werk 
der Bibelübersetzung (das neue Testament erschien schon 
jetzt, 1534 die ganze Bibel). 
Die von den Schwarmgeistern unter Karlstadts Führung 
gestifteten Unruhen (Bilderstürmer) veranlassten ihn trotz 
der Reichsacht 1522 nach Wittenberg zurückzukehren, wo er 
dem Unfug schnell ein Ziel setzte. Das Wormser Edikt blieb, 
obgleich in einigen Ländern, wie in denen Georgs v. Sachsen, 
Verfolgungen geübt wurden, unvollzogen, da Karl V durch die 
politischen Verhältnisse (§ 8, 1 u. 3) an ernsten Mafsregeln ge¬ 
hindert war.
	        
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