Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1,2)

Geschichte der Römer. 
Stetten. 
§ 55. Der Landescharakter. Italien, die mittelste der drei südlichen 
Halbinseln Europas, wird im Osten vom adriatischen, im Süden vom 
ionischen und mittelländischen Meere, im Westen von dem tyrrhenifchen 
Meere begrenzt; im Norden erhebt sich der hohe Wall der Alpen. Schmal 
und langgestreckt, zieht sich das Land von Nordwesten nach Südosten und 
verläuft in zwei Halbinseln, zwischen denen sich der Busen von Tarent aus- 
breitet. Mit Einschluß der zugehörigen Inseln beträgt der Flächeninhalt 
Italiens etwas mehr als die Hälfte von dem des Deutschen Reiches. Italien 
besitzt eine weit ausgedehnte Küste; so hat sich denn von jeher ein großer Das Meer, 
Teil seiner Bewohner mit Fischerei und Schiffahrt beschäftigt, und wenn 
Italien staatlich geeint war, so hat es meist auch eine starke Flotte 
besessen. Es ist ein gebirgiges Land. Der Apennin, der die Halb- 
insel durchzieht, erhebt sich in den Abruzzen zu einer Höhe von fast 
3000 m. Er ist reich an jähen Abstürzen und wilden Schluchten; einst 
trug er ausgedehnte Wälder, die im Laufe der Jahrhunderte abgeforstet 
worden sind. Infolge der großen Ausdehnung der Gebirge sind weite 
Teile des Landes nicht zum Ackerbau, sondern nur zur Viehzucht zu 
verwenden; darauf deutet schon der Name des Landes hin, der „das 
Rinderland" bedeutet. Fruchtbar sind nur die Ebenen, vor allen das @6^n 
oberitalische Tiefland, in grauer Vorzeit ein sumpfiges Waldgebiet, aber 
schon zur Zeit der römischen Kaiser ein blühendes Gartenland, und die 
gesegnete Ebene von Campanien, reich an Feldfrüchten und Obst, in 
deren Mitte sich der Vulkan Vesuv erhebt; auch Apulien ist ein breites 
Flachland. Das Klima ähnelt dem Klima Griechenlands; doch sind in DasKlima. 
dem nördlichen Teile Italiens die Winter kälter. Auch die italische 
Landschaft ist wie die griechische an vielen Stellen von hinreißender, 
erhabener Schönheit.
	        
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