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89. Zur Nacht.
1. Verrauscht ist das Getümmel,
Die stille Nacht bricht an,
Der Mond am hohen Himmel
Geht schweigend seine Bahn.
2. Ich falte froh die Hände,
Ich weiß, du wachst bei mir;
Mein Gott und Vater, wende
Dein Antlitz nicht von mir.
3. Du blickst durchs Sterngefunkel
Hier in mein Kämmerlein;
Zu tief ist dir kein Dunkel,
Du leuchtest doch hinein.
4. Dein Blick voll Liebe scheinet
Auf uns mit Trost und Ruh',
Und wo ein Auge weinet,
Drückst du es leise zu.
Hermann Kletke.
90. Vas Weltgeba'u-e.
Wenn man von irgend einem Standpunkte aus um sich schaut, so
erscheint uns die Erde wie eine große, runde Fläche, auf welcher ringsum
das Himmelsgewölbe aufliegt. Die Erde ist aber keine solche Fläche; denn
wenn man dorthin geht, wo die Erde mit dem Himmel zusammenzustoßen
scheint, so breitet sich von neuem eine große Fläche aus, und der untere
Teil des Himmelsgewölbes, der die Erde zu berühren scheint, ist wieder
eben so weit entfernt als früher,, und so geht es immer, man mag wan¬
dern, so weit man will.
Unsere Erde ist eine große Kugel, ringsumher bedeckt mit Wasser
und Land, mit Bergen und Thälern und Ebenen, und ringsumher leben
und freuen sich Menschen und Tiere. Und wo man auch sein mag, hat
man die Erde unter und den Himmel über sich. Wenn man nun von
einem Orte ausgeht und immer in gerader Richtung fortreiset, so kommt
matt endlich von der anderen Seite her wieder nach dem Orte zurück, von
dem man ausgegangen ist. Eine solche Reise in ganz gerader Richtung,
also bald zu Lande, bald zu Wasser zu machen, würde nun aber die