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Leute nicht ohne Nor plagen." — „Sie haben mir keine Lehren zu geben,
mein Herr; ich weiß, was ich zu thun habe." — „Nun denn," rief der Kaiser
entrüstet, „so muß ich Ihnen sagen, Herr Amtmann, daß Sie mit dem
Korn und seiner Austeilung gar nichts mehr zu schaffen haben. Sie sind
von dem Kaiser, den Sie hier vor sich sehen, als ein Unwürdiger Ihres
Amtes entsetzt. Die Verteilung aber besorgen Sie, Herr Amtsschreiber,
Sie sind von heute an Amtmann."
139. Zwei Griiver und zwei Schwestern.
(Ein Gespräch.)
Vater. In einem Hause wohnen vier Leute, zwei Brüder und zwei
Schwestern.
Karl. Also vier Geschwister, lieber Vater?
Vater. Nein, die Brüder sind nur unter sich Brüder und die
Schwestern nur unter sich Schwestern; aber die Brüder und Schwestern
sind keine Geschwister. Ich glaube, es sind Vettern und Basen.
Fanny. Der Vater will uns wohl eine Geschichte von diesen vier
Leuten erzählen?
Vater. Nun hört! Im Hause gleicher Erde wohnen die beiden
Brüder, der eine auf der rechten, der andere auf der linken Seite des
Hauses. Im obern Stockwerk wohnen die beiden Schwestern, auch ab¬
gesondert, die eine aus der rechten, die andere auf der linken Seite.
Karl. Das paßt ja alles ganz hübsch!
Fanny. Die haben sich gut in dem Hause verteilt!
Vater. Jedes von den Leuten hat fünf kleine Kinder. Wie viel
Kinder sind also im ganzen Hause?
Georg. Vier mal fünf oder zwanzig.
Karl. Das ist ja wie eine kleine Schule.
Vater. Die Schwestern wohnen also oben. Die Schwester, die auf
der rechten Seite des Hauses wohnt, ist viel fleißiger, stärker, geschickter,
gewandter als die andere; sie lernt viel, schreibt, zeichnet, näht, strickt.
Fanny. Nun, und die andere?
Vater. Die ist viel dummer, fauler, ungeschickter; sie kann wenig
und thut auch wenig; sie hilft meistens nur ihrer Schwester, wenn dieselbe
etwas nicht allein machen kann.
Karl. Ich glaube, der Vater macht Spaß und meint mit den beiden
Schwestern euch, Fanny und Henriette.
Georg. Da wird gewiß Fanny die gescheite Schwester sein sollen,
und —
Henriette. Und — ich aber nicht die dumme.
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