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18. Wohl kündet uns die Sage aus grauer Ahnenzeit
Von einem Himmelsboten, der schützend ihn befreit;
Ja, wohl ein Engel war es, ein Schutzgeist, stark und kühn:
Des treuen Volkes Liebe, so nennt zu deutsch man ihn.
19. Ein Kreuz auf hohem Felsen blickt nieder in das Land
Und zeigt den Ort, wo bebend einst Habsburgs Sprosse stand;
Noch lebt die edle Kunde und jubelt himmelwärts
Aus manches Sängers Munde, aus aller Tyroler Herz.
441. Der Meisterschuß.
(Gottfried Kinkel. Aus: „Otto der Schütz.“)
Horch! Ein Trompetenstoß! Am Ziel
Erscheinen blanker Schützen viel,
Auf guten Rossen, wohlbewehrt,
Des Grafen Mannen hochgeehrt.
Sie reiten langsam durch die Bahn 5
Und säubern sie vom Gaffervolke;
Dann im Galopp zum Ziel heran,
Daß ihnen folgt des Staubes Wolke.
Sie springen ab, und jeder nimmt
Den Platz, den ihm sein Rang bestimmt. [10
Jetzt tritt der Graf aus seinem Zelt,
Ein Lebehoch durchbraust das Feld.
Der Edelknappe schenkt ihm ein
Im neuen golduen Becher Wein.
Den hebt er hoch und schauet mild 115
Die Schützen an und ruft: „Es gilt
Jedwedem Mann der Truntk, der brav
Heut' oder je ins Schwarze traf!
Den Becher aber setz' ich dran
Als Preis dem Schützenfürsten heute, 20
Er sei nun einer meiner Leute,
Er sei ein fremd und freier Mann!“
Zum zweiten Mal Trompetenstoß.
Die Schützen warfen rasch das Los,
Das ihrer Schüsse Ordnung mißt 25
Und abwehrt Zank und Hinterlist.
Nun schweigt das Feld, die Schützen auch,
Und stumm nach Sitten und Gebrauch
Tritt zu dem Scheibenstand heran
Mit seiner Armbrust jeder Mann. 130
Du hörst mit starker Arme Kräften
Die Sehnen in die Kerben heften,
Und drauf der Bolze schneidend Pfeifen,
Die wie ein Blitz die Luft durchstreifen,
Und neckisch bald ins Blaue irren, 385
Bald krachend in die Scheibe schwirren.
Da nennt am Ziel des Herolds Stimme
Der Ringe Zahl mit lautem Schrei;
Doch blieb das schwarze Rund noch frei,
Und nur mit schlecht verhehltem Grimme, 40
Leis' murrend bösgelauntem Glück,
Kehrt jeder Schütz vom Stand zurück.
Zuletzt nun tritt der Förster vor.
Da raunt das Volk sich rings ins Ohr:
„Der hat so oft den Sieg gewonnen! 45
Aus tiefem Waldgrund ist's der Starke,
Erwachsen fern vom Blick der Sonnen
Und aufgenährt mit Bärenmarke.“
Vor trat er fest und keck und wild,
Ein erzgegossen Mannesbild, 50
Auch hier in der Entscheidungsstunde
Verlassen nicht von seinem Hunde.
Als wär' es gleich ihm, ob's ihm glückt,
Faßt er sein Schießzeug, zielt und drückt.
Laut klappt's, mit Klang und Esels—
ohr 55
Hüpft munter der Hanswurst empor,
Der, künstlich hinterm Ziel versteckt,
Vom Bolze ward heraufgeschreckt.
„Sieg!“ ruft der Herold, „Sieg!“ erschallt
Der laute Ruf von jung und alt. 60
Der Schütz mit lässig stillem Schritt
Vor seines Fürsten Augen tritt;
Ihm winkt der Kranz, Trompetenton
Begrüßt den Schützenkönig schon.
Doch „halt!“ so ruft's vom Scheiben—
stand,
Es steht ein schlanker Jüngling dort;
Euch ist der Jüngling wohlbekannt,
Er kommt zu lösen nun sein Wort.
Er spricht: „Gestrenger Herr und Graf,
Ihr botet jedem Euren Becher! 70
Wohl hielt sich Euer Schütze brav,
Doch mir ist Arm und Blick nicht schwächer